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Exposé

VONA ist Hoffen auf Isländisch

„Sie hat einen Weg gefunden, Dich auszusuchen und dir zeitgleich das gute Gefühl zu geben, dich ihr in Deinem Tempo anzunähern. In Deinem Rythmus. Und ab und zu hilft sie eben etwas nach. Clever. Ein tolles Weib.“

„VONA ist Hoffen auf Isländisch“
(Eine Liebesgeschichte)

VONA ist eine fiktive Liebesgeschichte mit biographischen Bezügen.
Zwei Menschen begegnen sich scheinbar zufällig im urbanen Alltag, nähern sich einander an im ständigen Rhythmuswechsel einer intelligenten Schnitzeljagd von persönlichen Hinweisen und sehr privaten Gefühlen. Die exotisch geheimnisvolle Vona tritt an einer sensiblen Bruchstelle in das Leben des Icherzählenden, der seine emotionale Trittsicherheit gerade verloren zu haben glaubt. Die zarte Entwicklung der vielschichtigen Beziehung lässt ihm viel Raum zu Selbstreflektion und innerer Standortbestimmung. Neuzentrierung.

Das exotische Island, vorgestellt in seiner ungestümen Natur und fremden Spiritualität, wird zur virtuellen Sehnsuchtsfläche, die sich auf dem kleinen, vorgelagerten und geschichtsträchtigen Inselchen Heimaey noch verdichtet. Aber Heimaey ist nur ein scheinbares Ziel. Eher ein gemeinsames Gedankenmodell. Die gemeinsam geformte Hypothese einer glückvollen Liebesbeziehung. Einer Beziehung aus verarbeiteten Erfahrungen:

Welche zehn Dinge würdest Du mitnehmen auf eine einsame Insel?

Der Roman „VONA ...“ richtet sich vornehmlich an Frauen in der Generation 35plus.

Keywords: Beziehung, Liebe, Sinn und Spiritualität.

aktuell 25 Kapitel, ca. 90 Normseiten.
Weitere 10 Kapitel sind in Entstehung.

Leseprobe:

VONA | 002 | “Café Paris”

„Aus einem vertrauten, zweisamen Gespräch im Cafe kann
Ganzheit wachsen und rundherum fängt die Luft zu schwingen an.“
Irina Rauthmann

„Ich bin Vona, wir kennen uns“. Sie steht vor mir wie aus dem nichts. Lackschwarze Haare, eisblaue Augen. Ungewöhnlich. „Eigentlich Lilja Elín Mínervudóttir, aber ich nenne mich Vona. Und Du bist Bruno …“ ich lehne mich auf meinem Barhocker ein Stück zurück. Um uns herum ist ein Heidenlärm und dennoch verstehe ich jedes ihrer Worte klar und deutlich. Ich greife nach meinem Glas Crémant, nippe, versuche mich zu konzentrieren: woher, denke ich. Woher kennt sie mich und woher kenne ich sie? Kenne ich sie?

„In Island haben wir merkwürdige Gesetze.“ „Island?“ „Ja in Island. Stell Dir vor, bei uns gibt es ein Benennungskomitee. Wir dürfen nur Vornamen benutzen, die es bei uns schon gibt. Und wenn Du Deinem Kind einen anderen Namen geben magst, musst Du das Komitee fragen.“ „Das Komitee …“ „Ja, Bruno, das Benennungskomitee. Die prüfen, ob sich der neue Name in unsere Sprache integrieren lässt.“ „Was bedeutet das alles?“ „Nun, das bedeutet, dass der Name zum Beispiel nur Buchstaben aus dem isländischen Alphabet enthalten darf. Und er muss deklinierbar sein …“ „… weil Ihr Euch nach Euren Vätern benennt. Und dann kommt noch -son bei den Söhnen dran und -dóttir bei den Töchtern, richtig?“ „Stimmt … fast.“ „Minervudóttir bedeutet, dass Du Minervas Tochter bist. Minerva ist doch kein Männername. Auch nicht auf Island …“ „Nein, natürlich nicht. Es ist eine Ausnahme. Ich bin nach meiner Mutter benannt. Minerva. Matronymische Namensgebung. Ist auch möglich. Mein Vater ist Deutscher. Müller. Aber so sollte ich nicht heissen. Lilja Müller.“

Das Gespräch ist völlig surreal. Inzwischen hat sie ihre Jacke ausgezogen und auf dem Barhocker neben mir Platz genommen. Die Sitze sind einander zugewandt. Sie ist fremd und vertraut zugleich. Seltsam. Sowas habe ich noch nicht erlebt. „Möchten Sie auch etwas trinken?“ Die wunderbar unaufdringlich, aufmerksame Frau am Tresen schaut mit freundlich offenem Gesicht und über ihr schwebt ein klassisch schönes Fragezeichen. Die schöne Vona wendet sich nur kurz ab und tippt kurz auf mein Glas, das sogleich Gesellschaft bekommt. „Und einen doppelten Espresso …“ „… gerne“. Café Haiti. Ein raues Zeug, ein starkes Zeug, ein geiles Zeug. „Zwei“. „Ein Lilja Müller beschreibt Dich nicht ansatzweise.“ Ein eher halbgarer Versuch, lustig zu sein. Vona schaut mich fragend an. „Und Du?“ „Ich?“ „Ja Du, Du heisst Bruno Schulz.“ „Das stimmt“. „Warum?“ „Naja, weil mein Vater mit Nachnamen Schulz heisst, so läuft das hier meistens.“ „Das meine ich nicht.“ „Sondern? Bruno Schulz war ein Maler, ein Grafiker, ein Erzähler … Pole, Holocaustopfer. „Die Zimtläden“: So heisst sein vielleicht bekanntestes Werk.“

„Das meine ich nicht.“ „Warum Du?“ „Warum ich?“ „Ja.“ Über ihre Schulter sehe ich meinen Freund Jörg in der Tür stehen. Er scannt den Gastraum, sucht, findet mich, kommt auf uns zu. Vona bemerkt meinen Blick. Sie springt auf, zieht einen Geldschein aus der Hosentasche, wirft ihn auf die Theke, zieht ihre Jacke über. „Wir sehen uns wieder.“ „Wann? Wie?“ „Alster? Du erinnerst Dich? Laufen? Ich habe Dich gefunden. Ich werde Dich wieder finden.“ Jörg steht vor uns, ich möchte die beiden vorstellen. Vona schaut mich lange an, winkt leise, dreht sich um und geht, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Tür pendelt hinter ihr zu. Sie ist weg. „Was war das denn?“ „Das war Vona?“ „Bekannte von Dir?“ „Nicht wirklich.“ Jörg fixiert mich neugierig, versucht mit hochkonzentrierter Aufmerksamkeit und allen Sinnen eine Antwort aus mir herauszusaugen, die ich nicht geben kann. Er setzt sich auf den freien Hocker. Die freundliche Bedienung reicht mir den Schein. „Ist vielleicht interessant für Sie?“ Sie ist wirklich aufmerksam, ein Goldstück. Auf dem Schein steht „Vona ist Hoffnung auf Isländisch“. Ich schaue ihr nach. Ich hoffe …