... zu den Sternen!

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Mein Facebookfreund, der Christoph Koch postet als Sonntagsnachtisch seinen Internetzbeifang im Sujet „Ufosichtungen“. Die nehmen zu in Deutschland, was mich nicht wirklich zu verwundern vermag. In einem Land, in dem sich eine rasant anwachsende Zahl an Einzellerverbundsystemen für ihre Theorien um die gatesschen Chipimpfungen, um Reptiloiden, Flach- oder wahlweise Hohlerden und um unterirdische Kinderaufzuchtvolieren zur Produktion von Adrenochrome selbst als pathologisch reflektionsunfähig ausweisen und schild-, fahnen- und spruchbandbewährt, Stumpfsinn blökend durch die Städte metastasieren, ist der Anreiz offensichtlich niederschwellig, immer noch einen draufzusetzen.

Ufostories erinnern mich immer an einen weit entfernten Bekannten aus den frühen Achtzigern. Der Herrgott hab ihn selig. Der hatte die vorangehende Dekade intensiv genutzt für eine Langzeituntersuchung über die Wirkung von Lysergsäurediethylamid auf den menschlichen Organismus. Den eigenen. Er erinnerte mich regelmäßig unter dem Siegel der Verschwiegenheit, so wie alle anderen anwesenden Kneipengäste übrigens auch daran, dass er einer von zwei Europäern sei, die regelmäßig von Raumreisenden vom Planeten Venus für eine interstellare Spritztour nächtens am lokalen Fernsehturm abgeholt würden: „hehehe, Du weescht, wie isch meene tu“. Das heimische Idiom. Ich ahnte es und es waren bereits Bilder in meinem Kopf, an deren Bearbeitung ich zu verzagen drohte, warum ich mich immer verzweifelt bemühte, diese unmittelbar zu ertränken. Dauerhaft vergessen ließen sie sich nicht mehr, dazu hatte er uns seine Halluzinationen bereits zu oft gebetsmühlenartig eingesungen, wie die Krishnazauseln ihr „Hare, Hare, Rama, Rama“.

Irgendwann wird das irgendwie ein Teil von einem selbst ohne Chance auf ein Entrinnen. Man kann mich beliebig nachts wecken und ich bin auch nach bald 40 Jahren noch immer in der Lage, sein Verslein vollständig wiederzukäuen, so wie das Frühlingsgedicht „Die Tulpe“ von Josef Guggenmos, mit dem eine besessene Grundschullehrerin einst Fragmente meiner Festplatte für immer ruinierte.

Was das mit dem Artikel zu tun hat? Nun, die aktuellen Widerstandsjecken tummeln sich auf deckungsgleichem Niveau, wie einst der Löschblattlutscher. Und wir sollten achtgeben, dass deren Logorrhoe nicht zuviel Platz in unserem Leben einnimmt.

Ich war schon immer fasziniert von diesen gedanklichen Abgründen und den Social-Media-Threads, die eher an eine Achterbahnfahrt durch ein Hieronymus-Bosch-Gemälde von der Hölle gemahnen, denn an eine Debatte unter vernunftsbegabten Erwachsenen.

Ist das jetzt eine selbstzerfleischende Mahnung zur Besinnung auf das Gute, Wahre, Schöne? Sicher nicht, aber draussen scheint gerade so schön die Sonne. Und da sind so komische Lichter am Firmament ...

https://www.futurezone.de/science/article227873871/Ufo-Sichtungen-nehmen-zu-Deshalb-spielt-Deutschland-verrueckt.html?utm_medium=Social&utm_campaign=echobox&service=amp&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR08qfJPTRE8M6M2VEo6dZih2QNS3bD4OVfyktJ7t7Py-AXvFUKKNTnlkCA#Echobox=1590768702

Bruno SchulzComment