Brüllmäuse.

Die müde Motzpauschale auf das SUV bereichert inzwischen in Äonen als traditionelle Folklore den Selbstabgrenzungskanon einer woken Kaste von zugezogenen Großstadtkaspern. Die haben in den Echodruckkammern ihrer gentrifizierten Kapitalenkieze jede Menge damit zu tun, die eigene Provinz auszuwaschen. Und so hört man von ihnen tagein, tagaus das ewiggleiche Mantra, was alles falsch ist und wie sich eine bessere Welt anfühlen sollte. Wohlgemerkt, nicht wie sie sein sollte. Nein, das subjektiv Gefühlige steht immer in der ersten Reihe im Chor der Elenden, der Dauerverletzten, der Beleidigten, der vom Unbill der Gewöhnlichkeit gequälten Leberwürste. Und so ventillieren die ihren schrecklichen Frust in der Diffamierung eingeschliffener Feindbilder: SUVs, Oktoberfest, Filterkaffee, Hunde in Städten, alte weisse CIS-Heten, Polizeistatistiken und jede Menge weitere Standards, die „nicht gehen“ oder „überhaupt nicht gehen“. Die vorgebliche Dauersinnsuche nach einer ausstellungsfähigen Individualität muss im Kollektiv scheitern und ist in ihren Ausdrucksformen kaum weniger banal als jeder noch so biedere Trachten- oder Schützenverein in seinen Ritualen, den sie mit sedierenden Stereotypenschleifen zu diskreditieren trachten. Es liegt wohl in der Natur vieler Menschen, sich auf Kosten anderer erhöhen zu müssen. Ob sie dazu ihre aufgesetzte Moral als alberne Monstranz vor sich hertragen, oder einen lauten Sportwagen fahren, bleibt sich schließlich in der Mechanik gleich. Im Grunde geht es immer nur um sie selbst: Generation ego.

Nachtrag über die Kommentare im Thread zum Originalbeitrag:

… hier schimpfen Leute, die in Urlaub fliegen, weil sie das für ihr gutes Recht und sich selbst für Globetrotter halten über Leute, die sich ihren monotonen Alltag per SUV mit ein bisschen „Daktarifeeling“ versüßen wollen. Da ertrotzt sich der Blinde sein Seelenheil in der Diffamierung des Lahmen, als wenn‘s ein Ablass wäre, kauft sich bei H&M das zwanzigste Speedfashionleibchen, wirft die nächste Nespressoalukapsel ein, schmiert sich Mikroplastikshampoo aufs schütterfettigschuppige Akademikerhaupthaar und raubt der alteingesessenen Familie den Wohnraum, den die sich im luxussanierten Altbauquartier nicht mehr leisten kann. Aber wirklich falsch machen‘s natürlich immer nur die anderen.

Wie wäre es nach dem chronischen Abwatschen all der spießigen Verhaltensprovinz zur Abwechslung mal mit ein bisschen Demut und einer kurzen kritischen Selbstbeschau? Schaden kann‘s kaum.

Bruno SchulzComment