„Curry“ besser „Matsch“ nennen.

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Soeben lese ich, dass ein paar besonders „woke“ Zeitgenoss:Innen die Vokabel „Curry“ zum Tabu deklarieren möchten. Zumindest als die pauschale Bezeichnung für asiatische Gerichte, die sich selbstverständlich kaum alle im jeweiligen Lokalkolorit unter einer gemeinsamen Formel subsummieren lassen. Jetzt wird es möglicherweise kompliziert, weil der vermeintlich bis dato küchenliberale Zentraleuropäer sich wohl kaum die tausenden landstrichtypischen Bezeichnungen im dialektgerechten Idiom für die abertausenden von Pfannenspeisen zwischen Kerala und Sikkim anzueignen in der Lage ist, geschweige denn merken, zubereiten oder überhaupt so essen kann. Dazu fehlen die Zeit, die exotischen Zutaten, die handwerklichen Fähigkeiten und vor allem die korrespondierende Sensorik.

Aber eigentlich geht es hier ja schon wieder gar nicht um die Inhalte, sondern um die Form, also die Bezeichnung. Vielleicht sollten die Leute mit der Bezeichnung besser am optischen Ergebnis ihrer „Curry“-küchen bleiben, als es geostrategisch einordnen zu wollen. Ob sie sich damit für die Optik entschuldigen wollten oder kulturelles Interesse heucheln, war ohnehin nie abschließend aufzuklären. Nennen wir es eben „Matsch“. Scharfer Matsch, süßlicher Matsch, seifiger Matsch, interessanter Matsch, Matsch der an eine esotherische Goafreizeit erinnert und so weiter und so fort. Einverstanden? Der Begriff wäre in Sachen kultureller Appropriation hoffentlich unverdächtig. Dann könnten auch die meisten asiatischen Restaurant, die heute noch Curries anbieten, endlich neue Karten drucken, denn auch ihre Küche liefert meistens kaum mehr als „Matsch“, den der europäische Gaumen auszuhalten bereit ist.

Wahrscheinlich hören wir ohnehin besser auf mit den lästigen Fremdworten, die leicht zu Missverständnissen führen und vermeiden künftig besser überhaupt jeden Kontakt mit allem Fremden. Bringt ja nichts, außer Zirkus. Ja, auch mit der Kartoffel, die ja eigentlich aus den Anden stammt. Achja, „tabu“ sollten wir auch besser nicht mehr sagen. Das ist nämlich auch voll „lame“ weil kulturell übergriffig, stammt es doch aus dem Polynesischen. Ich hatte mal einen Text dazu geschrieben für die sympathische Ute Cohen und deren interessantes Magazin. Den suche ich dann mal raus, falls es jemanden interessiert.

PS: „Food-Experte“ ist übrigens auch eine Schei*vokabel!

Bruno SchulzComment