Es ist gelandet!

Heute Morgen zur Frühtoilette, als ich tageserstmalig durch meinen sozialmedialen Newsstream stromerte, verstolperte ich in der Anmoderation eines Freundes zu einem BILD-Link, den ich im Konturenflug allenfalls der Kategorie „Roswell-Halluzinationen nach Stechapfelmissbrauch“ im „News-of-the-World“-Style zugeordnet hätte, doch es kam anders. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt des bizarren Beitrags mit erhöhtem Unfallaufmerksamkeitscharakter, warfen sich sukzessive ein paar Fragen auf, die ich nachfolgend ohne gewichtende Hierarchie aufgeschrieben habe. Vielleicht fällt Euch ja noch etwas dazu ein. Einleiten mag ich mit einem Ausschnitt aus dem Eid des Hippokrates den ich, warum auch immer, augenblicklich assoziierte:

„Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.

Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten.“

1.

Warum geben sich Ärzte dafür her und warum lassen sie gemäß Horaz ihren guten Freund Hippokrates für eine so billige Pointe und das bisschen lärmige Scheppern über die Klinge springen? Wäre es nicht Menschenpflicht gewesen, eine adäquate psychologische Begleitung zu finden? Ein guter Freund, Chirurg mit Jahrzehnten Erfahrung, vertritt die aus meiner laienhaften Perspektive sehr glaubwürdige Auffassung, dass die beste Operation gar keine ist.

2.

… oder destillierte eine Langzeittherapie, dass Anthony schon immer ein Alien war, gefangen im Körper einer banalen weissen CIS-Hete?

3.

Wann kommt die erste Petition, dass Außerirdische in Filmen nur noch von Außerirdischen gespielt werden dürfen?

4.

Den aktuellen Status seiner eigenwilligen Metamorphose bezeichnet der Hybride selbst recht präzise mit vierunddreissig Prozent. Das klingt nach einem detaillierten Masterplan und Abarbeiten nach Checkliste. Wie muss man sich die sanitären Anlagen vorstellen, die dem Wesen nach Fertigstellung noch gerecht werden können? Als 1977 der allererste „Krieg der Sterne“ in die Kinos kam, überlegte ich mir bei der Szene in der Kneipe „Chalmun’s Cantina“ in dem beschaulichen Wüstennest „Mos Eisley“ auf dem Planeten „Tatooine“, wie wohl die Toiletten für die galaktischdiverse Gästeschar aussehen müsse. Dieser Gedanke schoss mir nun spontan wieder durch den Kopf.

5.

Was würden seine Urgroßeltern dazu sagen, wenn Anthony ihnen dank einer Zeitreise begegnen könnte?

6.

Gibt es bereits andere Menschen, die das „total schön“ und „voll ehrlich“ finden und diesem Idol nacheifern? Ich entsinne mich an einen unserer Studienpraktikanten, der mich alten Sack, nachdem der Skelettmann Rick Genest ("Zombie-Boy") gerade als Sau durchs weltmediale Dorf getrieben war, mal mit einer Bodymodification-Website „überraschen“ wollte. Da gab es schon einige pathologische, unumkehrbare Fehlentscheidungen, aber selbst in diesem Reigen, nimmt Anthony doch noch eine Ausnahmeposition ein. Poleposition in einer Art Super-Formel-1 der Skurrilitäten. Was mich zu einer weiteren Frage nach der tatsächlichen Existenz eines solchen absurden Wettbewerbs bewegt in diesem obskuren Panoptikum menschlicher Abgründe.

7.

Jaja, ich weiß: „schau Dich selbst an, hältst du dich etwa für etwas Besseres?“ „Nein, gewiss nicht“, bin ich gewillt zu antworten: „keiner hat sich selbst gemacht“. Aber gerade der Spruch passt in diesem ausnehmenden Fall wie die berühmte Kuh zur bemannten Raumfahrt. Es hat auch nichts mit „besser“ zu tun, vielleicht mit „anders“. Und natürlich weiß der gute Anthony, dass er die Blicke auf sich ziehen wird wie ein Magnet die Stecknadel. Das zu leugnen wäre so grotesk, wie meinem Bassethound Wilma die Lust auf Hundekekse abzusprechen.

8.

Hat Anthony ein privates Umfeld und wie reagiert es darauf? Wie sieht sein Alltag aus? Lebt er in einer Spießerhölle oder eher in einer Art spacigem Terrarium? In Gedanken sehe ich ihn auf einer Blümchencouch mit gehäkelter Schondecke.

9.

Wie verdient Anthony sein Geld in einer Welt ohne Jahrmärkte? Reichen RTL2 und Co. zur Supplementation?

10.

Was ist, wenn Anthony eines Tages aufwacht und feststellt, dass er schon bessere Ideen hatte?

Was fällt Euch noch dazu ein, außer dem chinesischen Sack Reis, der dauernd umfällt oder wie Al Bundy seine Mannschaft mit ein paar Touchdowns rettete, der Känguruguay-Story oder ähnlichen Geistesblitzen?

Nachtrag: in einer Welt, die für manche als Flacherde von Reptiloiden gesteuert wird, unter der Kinder eingekerkert sind, um ein Lebenselixier zu produzieren und eine Pandemie mit Pferdeentwurmungsmittelchen behandelt werden soll, erscheint mir der gute Anthony allerdings nur noch halb so spektakulär.

Quelle: https://www.bild.de/news/ausland/news-ausland/um-auszusehen-wie-ein-alien-franzose-laesst-sich-finger-amputieren-und-hat-jetzt-78323954.bild.html?fbclid=IwAR3573i6dqCf_UAUMe4iCm_c2_619zDlFmO2rUUIjSWzan_i96mANEeyHvA

Bruno SchulzComment