Krieg, Intrigen, Hass, Burnout ... HARTE ARBEIT (!)

kürzlich hatte ich einen EMMA-Beitrag geteilt, in dem aus meiner bescheidenen Perspektive nicht ganz zu unrecht angemahnt wurde, dass über das verhältnismäßig junge Ventil der Influencerinnen in den sozialen Medien möglicherweise ein Bild aufgeblasen wird, das sich in erschreckend anachronistischen Parametern des Frauseins erschöpft: hübsch sein, niedlich sein, gefällig bleiben und das Kapital in Schuss halten oder bringen - Achtung: terminus technicus - den "Body".

Mein postanmoderierender Vorschlag, es doch vielleicht auch mal mit den Natur-, Ingenieurs- oder Geisteswissenschaften, mit Kultur, Sport oder dem Handwerk zu versuchen, wurde barsch abgebürstet als die typisch misogyne Geste einer dicken, alten CIS-Hete, die wohl Frauen vorschreiben wolle, was die zu tun oder zu lassen hätten. Huch, da musste ich mir die Augen reiben. Ist es tatsächlich so frauenfeindlich, eine wohl nicht immer aussichtsreiche Performance als exhibitionistische Influencerin neben die Aussichten einer eher klassischen Karriere zu stellen? Komisch, meinem Sohn würde ich keinen anderen Rat geben. Und ob der Rat dann auch noch befolgt würde, steht ja auf einem ganz anderen Blatt.

Interessanterweise monierten vor allem Kerle zwischen dreissig und vierzig Jahren meine Notizen, um sich mit ihren ergänzenden Aussagen in schlichtester hermeneutischer Übung als Freunde "knackiger" Frauenkörper zu outen. Jaja, die Frauenbewegung ist super - solange sie schön rythmisch ist, nicht wahr? Da machen sich die Böcke selbst zu Gärtnern.

Und dann gibt es da neben stolzen Müttern, Tanten und anderen Verwandten natürlich auch noch die weiblichen Sekundanten, die in ihren wilden Phantasien gerne selbst aufrücken möchten oder einfach so alles klasse finden, was mit Schuhen, Handtaschen und "irgendwie mit Medien" zu tun hat, egal auf welchem Niveau.

Heute muss ich lesen, um was für ein Haifischbecken es da offenbar geht und wie schnell alles wieder vorbei sein kann. Die auf dem Elfmeterpunkt liegende Substanzfrage erspare ich mir lieber, um nicht wieder in das Fadenkreuz von "Hatern" zu geraten. Ha-ha-Hater, wenn ich das schon lese, muss ich kräftig einhalten. Burnout - größer geht's wohl gerade nicht. Und dann noch die Nummer mit der "harten Arbeit". Vielleicht denken die wachsweichen Autoren solcher Mythen mal an die alleinerziehende Mutter, die im Zweitjob abends Regale einräumt, um über die Runden zu kommen und ihrem Nachwuchs die nächste Klassenfahrt in ein Museum zu ermöglichen, auf dass der nicht auf die Idee kommt, künftig mit offenem Mädchendekolletee Teeniekosmetik per Smartphone auf Instagram feilzubieten und Bildung gegen ChiChi-Fantasien tauscht.

Und wenn sie nach dem Studium doch Influencerin werden wollen? Sollen sie doch machen! Wer bin ich, auch nur irgend jemandem vorzuschlagen was er zu tun und zu lassen hat. Nur Bildung, Bildung hat wirklich noch keinem geschadet.

PS: … und bitte, bitte erspart mir die feurigen, dabei zugleich niederschwelligen Plädoyers, dass die eine oder andere zappelige Lichtbildbimse ein „Einserabi gebaut habe“, was als Begriff per se schon hinreichend selbstentlarvend ist und die PISA-Problematik in nur drei Worten schmerzhaft zur Schau stellt.

Bruno SchulzComment