von „Kultureller Aneignung und Unwohlsein“.

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies ist das letzte Abenteuer von Lieutnant Nyota Uhura vom Raumschiff Enterprise, die ab sofort für immer unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt sie in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Die farbige TV-Kommunikationsoffizierin Lt. Uhura aka Nichelle Nichols ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit neunundachtzig Jahren gestorben. Sie war die erste farbige Frau, die im US-Fernsehen einen weissen Vorgesetzten küsste und sie überzeugte mit ihrer Darstellung sogar Dr. Martin Luther King, der ihrer Wirkung eine bedeutende Rolle in der Veränderung von Wahrnehmungsgewohnheiten beimaß.

Weil sie öffentlich und wirksam mehr Raum für Minderheiten einforderte, ernannte sie die NASA zur Rekrutierungsbeauftragten. Eine beeindruckende Karriere, die wohl nur in einem Land möglich ist, in dem Fact und Fiction so nah beieinander liegen dürfen.

Wie auch immer, als Knabe fand ich sie ziemlich sexy. Und das gar nicht mal wegen der oftmals unterstellten Exotik, denn ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, in der die US-Armee ein Fünftel der Bevölkerung stellte und meine Generation sehr früh mit Black Music aus dem PX und in den Clubs prägen sollte. Hier waren die Housings mitten unter uns und kein Ghetto wie andernorts. Dank Kurtis Blow, Earth, Wind & Fire, Sugarhill Gang und Co. matterte Black Live früh und heftig. Wir bevorzugten Chaka Khan statt Katja Ebstein. Ok, der Vergleich hinkt, aber er schrieb sich so flockig.

Natürlich hatte sich „Star Trek“ schon vor den ersten Anzeichen der Pubertät lange erledigt und glimmte zwischenzeitig nur noch einmal kurz auf, als ich Lt. Uhura in der House-Frau Rozalla aus Simbabwe - ja genau: „Everobody‘s free to feel good“- reinkarniert zu sehen glaubte, aber das ist eine andere Geschichte aus einer Phase, in der ich bizarre Hypothesen konstruierte, um langweilige Dialoge zu beleben. Was man nicht alles macht, wenn man Oberflächlichkeiten mit Phantasie zu kompensieren bereit ist für ein konkretes Ziel.

Jetzt hat sie mir also nochmal Melancholie aufgestrichen. Im Blick auf viel mehr, als nur die niedlich gefilmten Reisen durchs unendliche Pappmaché.

„Es gibt keine Anzeichen von Intelligenz auf diesem Planeten“ oder so ähnlich, haben sie immer gesagt. Und oft genug dachte ich: „verdammt, die haben Recht!“

RIP.

Bruno SchulzComment