Raus und rein: zum Jahreswechsel

Raus und rein:
Zum Jahreswechsel.

„Ernst war das Jahr, das nun geendet,
ernst ist das Jahr, das nun beginnt.
Daß sich die Welt zum beß'ren wendet
sei, Mensch, zum Besseren gesinnt.
Bedenk: das Schicksal aller Welt
ist mit in deine Macht gestellt,
und auch das Kleinste in der Zeit
ist Bild und Keim der Ewigkeit.“

Vor wenigen Wochen entdeckte ich während meiner Recherchen für die digitale Weihnachtspost unserer Agentur schulzundtebbe, im Konturenflug durch ausgewählte Gedicht- und Aphorismensammlungen, homöopathische Spuren des Barockdichters Friedrich von Logau, der rund um den Dreissigjährigen Krieg fünfzig Jahre alt wurde, in denen er seine nicht immer politisch korrekten Gedanken ins Versmaß seiner mehr als dreitausendfünfhundert Epigramme zu treiben verstand.

Ein Epigramm zum Jahreswechsel gefiel mir darunter besonders. Geschrieben hat er es zum Ende hin, des Krieges und seiner eigenen Biographie. Ich bleibe daran kleben wie die Fliege an der Leimrute, weil es auch nach beinahe vierhundert Jahren wieder sehr gut in unsere Zeit passt. Ins Hier und heute. Von Logau entdeckte in allen Schwierigkeiten die Chancen und die Perspektiven eines jeden Einzelnen, die Dinge zu verändern und voranzutreiben. Ein guter Impuls um in Bewegung zu kommen und zu bleiben. Ende der Verhaltensstarre. Schluss mit „Leben in Aspik“.

Das alte Jahr ist fast beendet und auch wenn ich ansonsten die Profansymbolik nur in Maßen pflege, habe ich dennoch beschlossen, meine Erfahrungen und Enttäuschungen, allgemeine und persönliche, sachliche und vor allem menschliche abzustreifen wie manche Wesen das mit ihrer alten Haut zu tun vermögen. Wut und Hass sind keine guten Ratgeber. Der Hausabfall ist ausgeschafft. Er hat sich in großen Teilen selbst herausgetragen.

Manches lässt man einfach besser komplett hinter sich als das, was es war und ist: überflüssige Störfeuer, wie sie einst von asozialen Strandräubern gegen die sichere Orientierung an Leuchttürmen gelegt wurden, um Schiffe von ihrem Kurs abzubringen und auf Sandbänke zu lenken, wo sie diese zu plündern gedachten und sich schamlos an ihnen bereicherten.

Scheiß drauf.
Das war gestern.
Les jeux sont faits.
Und jetzt?
Volle Kraft voraus.
Feuer frei!

Auf ein gelungenes neues Jahr Euch allen, mit vielen guten Überraschungen, Ideen, viel Kraft, Freundschaft und viel Liebe. Und Zeit für das, was wichtig ist. Es haben sich bislang nur wenige darüber beschwert, zu wenig Zeit mit der Arbeit verbracht zu haben, aber mit dem was einem wirklich am Herzen liegt, das ist ein ganz anderes Ding. Vielleicht sollten wir aufmerksamer werden mit uns und der Welt. Vielleicht?

Euch allen einen guten Rutsch.
Habt‘s schön.

202212Bruno SchulzComment