Carbonara und Knoblauch

Gestern habe ich auf Arte einen interessanten Beitrag über den italienischen Foodhistoriker Luca Cesari gesehen, der sich mit den authentischen Wurzeln der italienischen Küche befasst. Nicht den daherhalluzinierten. Dabei geht es auch um die Carbonara. Ein Superklassiker. Interessanterweise stammt das älteste bekannte Rezept aus Chicago und die allererste dokumentierte italienische Variante aus einem Kochbuch aus dem Jahr 1954. Ok, damit ist das Ding zwar älter als ich, aber wurde eben doch noch nicht regelmäßig vom Azzurrosaurus gefressen, wie man ständig zu hören bekommt.

Noch interessanter ist die Evolution der Zutaten. Das Original kennt noch Bergkäse statt Pecorino, Gruyère, alpinen Speck statt Guanciale und sogar Knoblauch.

Knoblauch? Habe ich Knoblauch gelesen? Blasphemie! Ehrlich jetzt? Als ich das mal vor zwei oder drei Jahren auf Facebook zugab, bekam ich ordentlich auf die Fresse. Natürlich nicht von italienischen Köchen, aber von den deutschen Hohepriestern mediterraner Kochkunst, die nerogleich per Daumen über die Originalität befinden: ins Töpfchen oder ab zu den Löwen. Circus Maximus ... ist ja auch irgendwie italienisch. Am deutschen Wesen soll die Pasta genesen. Oder so. Dem armen Luca Cesari ging es ähnlich. Als der die "historische Version" auf Instagram öffentlich zugab, war Polen offen und jeder Club zu klein. Man bedrohte ihn gar mit dem Tod für seine uneinsichtige Häresie.

Ein weiteres, unangenehmes Beispiel, wie genau es die Wutbürger in jedem Sujet mit den Fakten nehmen. Meinung versus Wissenschaft. Der übliche Scheiß halt.

Das alles sollte uns eigentlich viel mehr am Arsch vorbeigehen, während wir das nächste Nudelwasser aufstellen. Bei mir gab es heute übrigens fabelhafte Tagliatelle mit frischem Babyspinat. Und die Pasta war sogar mit Eiern zubereitet. Oh Schreck. Das gibt es nicht? Besser doch. Lies einfach nach.

Ansonsten? Guten Appetit.

Bruno SchulzComment