"die Melancholie"

Die Melancholie wirkt langsam. Sie schleicht und ist ein süßes Gift. Ich bin süchtig danach. Denn in melancholischen Momenten spüre ich die Schürfwunden auf meiner Seele. Schlimm? Schön? Schlimmschön!

Der französische Dramatiker Nicolas de Chamfort, immerhin Mitglied der Académie Française, notierte in seiner Anekdotensammlung „Maximen und Gedanken“ von 1795: „Es gibt eine Melancholie, die mit der Größe des Geistes zusammenhängt.“

Den Schuh zieht sich sicher mancher nur allzugerne an. Ich finde die Übersetzung nicht ganz glücklich und tausche die „Größe“ gegen eine „Weite“. Runter von dem hohen Roß. Denn das schenkt der Befindlichkeit ganz neue Perspektiven und macht aus dem Versuch, das Unfassbare zu parametrisieren eine ungreifbare Unendlichkeit.

© 2015/2017 Bruno Schulz

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