Der Bruno trinkt Rosé?

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Vorgestern hat mir die Sommelière meines Vertrauens Ina Finn in ihrer Villa Verde zu Hamburg, wo ich anläßlich der gemeinsamen Moderation eines neuen önologischen Formates anlandete, einen Rosé auf den Tisch gestellt mit dem nur vermeintlich harmlosen Auftrag: „den gebe ich Dir mal mit, den musst Du probieren.“ Meinen schüchtern hilflosen Blick als Ausdruck meines „Rosé nur als Champagner“-Gelöbnis in erhabener Sachexpertise souverän beiläufig ignorierend. Die Freunde belachten mich weniger boshaft als erwartungsvoll, mich endlich einmal in ernsthafter Auseinandersetzung mit dieser Farbe zu erleben, denn so einfach kam ich aus dieser Nummer nun nicht mehr raus. Ok, ok, ich habe das Ding bewusst getrunken, mich informiert, weiter getrunken und ein paar Zeilen dazu notiert für diejenigen unter uns, die Interesse daran finden können und wollen:

Der vorgestellte „l’Amourouse Rosé IGP 2019“ stammt aus der Domaine Majas aus dem Valle de Fenouillèdes in den Côtes Catalanes in Languedoc-Roussillon. Die Domaine Majas sind Agnès und Alain Carrère, unterstützt vom Renommierwinzer Tom Lubbe aus Südafrika, dem mit seiner legendären Domaine Matassa in Calce ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt.

Die Weinberge der Domaine Majas liegen auf Kalk-Lehm-Böden, atypisch eingebunden in Wälder und Wiesen bei etwa vierhundert Metern über Null zwischen Mittelmeerbrisen und den Tramuntanawinden. Da würde ich Urlaub machen. Ein gutes Zeichen.

Agnès und Alain vertreten die Philosophie des Minimalinterventionismus. Ihre Weine aus ökologischem Anbau werden grundsätzlich handgelesen, vergären spontan mit autochthonen Wildhefen temperaturkontrolliert im Edelstahl.

Der 2019er Rosé ist eine Cuvée aus Syrah, Cabernet Franc und Merlot im Verhältnis fünfzig zu dreissig zu zwanzig und kommt in einem extremen Rosa, fast Pink daher. Ich habe selten einen derart vielseitigen, spannenden, komplexen Rosé getrunken. Da riecht es nach frischen Beeren, nach Granatapfel und Mittelmeerkräutern. Aber auch nach Tomate und frisch gemahlenem Pfeffer.

Im Schluck hat der Stoff gewaltige Wucht. Saftig, kräutrig, ein Wein der hundert Adjektive. Subjektiv unglaublich für einen Rosé. Und bei allem mediterranen Feeling und Bums gefällig harmlose zwölfkommafünf Volprotz. Das alles am Markt für erfrischend moderate elf oder zwölf Euro. Den fasse ich nach!

Prost.

Bruno SchulzComment