Stop. Halt. Gnade.

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Stop. Halt. Gnade!

Es ist so unglaublich ermüdend und zermürbend, sich immer und immer wieder auf die zeitgenössischen, zunehmend freidrehenden Salbader mit ihrem monoton stumpfen Mantra einzulassen, jeden noch so hirnorganisch beschädigten Verschwörungsapologeten zum sachlich kritischen Mahner adeln zu wollen, deren seichten Formeln man lauschen müsse, um sich einer „offenen“ Diskussion stellen zu können, die gar keine ist. Ist es wirklich so, dass man zu jeder noch so einfachen Debatte alle Vokabeln und Begriffe neu ausverhandeln muss? Was ist „sachliche Kritik“? Wo geht es wirklich um Grundrechte? Was sind die überhaupt? Worüber reden wir überhaupt? Warum sind Äpfel und Birnen nicht immer vergleichbar und warum empfehlen sich gemeinsame Maßstäbe in der Bemessung derselben Sache?

„Andersdenkende“ ist heute oft leider nicht mehr als Kosmetik für jeden Schwachsinn und ein müder, ungenügender Versuch, jede noch so durchsichtige Idiotie unter einem Stein hervorzuziehen, um sie zwanghaft diskutabel machen zu müssen.

Nein, ich finde die Schwurbler nicht grundsätzlich verachtenswert. Warum auch? Nur werde ich mich ebenso wenig mit meinem Bassethound über Kunstgeschichte, Architektur- und Designtheorie oder Literaturkritik auseinandersetzen können, so sehr ich ihn mag und ihn seiner außerordentlichen Fähigkeiten wegen im erstöbern ungewöhnlichster Pretiosen unbedingt sehr bewundere. Schon gar nicht, wenn ich an solchen Versuch bereits mehrfach gescheitert wäre. Obwohl ...

Derzeit scheint ein regelrechter, verbissener Wettkampf stattzufinden, den möglichst hirnrissigsten YouTube-Schamanen ausgraben zu wollen, um dessen noch so bizarrer Scharlatanerie blind zu folgen.

Nun bin ich selbst kein Naturwissenschaftler und erstrecht kein Mediziner, maße mir allerdings an, Theorien auf dem Niveau „Hohl- beziehungsweise Flacherde“, „Reptiloide“, oder „Adrenochrome“ und „QAnon“ als das zu diagnostizieren, was sie sind: das doppelt unterstrichene Eigenattest zum pathologischen Befund und ein Hilfeschrei nach fachärztlicher Konsultation.

Und doch gebe ich ja gerne zu, dass ich da schon manchmal doch hineinlausche. Aber eher mit der Begeisterung des Kindes am Spielen im Matsch oder der seltsamen Faszination mancher Leute an Verkehrsunfällen. Und in der stets geheilten Skepsis an der Bandbreite menschlicher Bereitschaft eher glauben als wissen zu wollen.

Manchmal wird es dann aber doch zu viel des Guten, zu aggressiv, übergriffig, beleidigend und gar zu dämlich. An dieser Stelle werde ich künftig zum Selbstschutz schneller blockieren. Wie sagte ein Facebookfreund kürzlich so schön: „entfreunden ist für Anfänger.“ Stimmt genau.

Bruno SchulzComment