Von blechgewordener Melancholie.

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Ich war ja schon immer ein großer Fan des in unseren Breiten ziemlich exotischen International Harvester Scout. Ein Auto, das zwischen 1961 und 1980 immerhin 532.674 mal gebaut wurde, aber in Europa leider nie ankam. Jedenfalls nicht regulär. Mal abgesehen von den wenigen, sündteuren schweizer Monteverdi-Abstraktionen "Sahara" und "Safari".

Inzwischen also seit über pfirsich Jahren eingestellt, hat sich ein amerikanischer Kunsthandwerker der Fahrzeugfamilie angenommen und rekonstruiert das hochemotionale Altmetall heute in 3 Linien von "sanft modernisiert" bis "schöner und erheblich besser als jemals gebaut neu erschaffen".

Das automobile Trüffelschwein Sean Barber hatte sich bereits privat ein paar Fahrzeuge angeschafft, die er für seine eigene Familie auf Links drehte, bevor er 2003 schwer infiziert die Ersatzteilbutze "anything scout" in San Francisco erwarb, die sich schon lange auf die Versorgung der Aficionados dieser Oldtimer spezialisiert hatte. Heute bauen er und ein kleines Team von Spezialisten in Iowa aus ihren fortwährend recherchierten Trouvaillen, oft echte Scheunenfunde, hochindividuelle, kunstvoll detailverliebte old-school-Arbeitspferde mit dem Anspruch kompromissloser Alltagstauglichkeit. Mir gefallen die viel besser als die hilflosen Plastikschützenpanzer unserer Tage, die so gerne vor Schulen und Kindergärten in Stellung gebracht werden, ohne jemals ihren originären Einsatzzweck je kennengelernt zu haben, den sie ohnehin kaum überstünden.

Nicht immer glückt es, wenn alte Schätzchen ins hier und heute transformiert werden. Wenn ich allerdings die Referenzen von Barber und seiner Company "newlegend 4x4" (www.newlegend4x4.com) betrachte, werde ich ganz unruhig und achte morgen abend noch etwas genauer auf die Lottozahlen. Da trieft der Zahn. Begehrlichkeiten sind geweckt.

© pics: newlegend4x4

Bruno SchulzComment