Wie wäre es eigentlich gewesen, nur über den Song zu schreiben?

Aber auch der DLF Kultur und seine Redakteurin wählen lieber den im Sinne von klebriger Aufmerksamkeitsökonomie reichweiteren Weg durch die kalte Küche und spielen die Bodyshamingkarte in aufgesetzter Besorgnis im Zeigefingermodus: „Ach hört doch auf, ihre Figur und so, total unbedeutend!“ „Na klar“, denken da die üblichen Verdächtigen auf allen Kanälen umgehend: „stimmt, das war doof, das machen wir jetzt gar nicht mehr, wie dumm von uns. Danke, dass Ihr uns endlich die Augen geöffnet habt. Es geht doch nur um die Musik.“

Ja natürlich brandbeschleunigt das nervöse Trippeln um Kilos und Grämmchen die Aufrufe und Interaktionsraten Eures durchsichtigen „Weckrufs“, mit dem Herzen hinzuhören, dessen Thread so erwartbar eintrifft, wie die Flatulenz nach dem Genuss französischer Zwiebelsuppe. Vorsicht Leute, Ihr solltet bei Posts wie bei Furzen nicht allzu kräftig drücken, sonst kommt dabei leicht „Sprühwurst“ raus.

Adeles neuen Song „Easy on Me“ habe ich übrigens vor wenigen Tagen erstmalig vernehmen dürfen, ohne von der Wandlung im Exterieur auch nur das Geringste zu ahnen. Wir waren wie so oft in der Küche zum gemeinsamen Kochen, als meine Frau die Julia meinte: „Hör mal, da hab ich was für Dich …“

Und wie sie hatte: nur zwei, drei Akkorde und das Ding hat mir sofort gefallen. Jeder hat seine Schwächen, ich habe viele und bin ein leichtes Opfer für Adeles elegant kalkulierten Herzschmerz mit garantierter Reizung und Spülung der empfindsamen „viae lacrimales“, was viel romantischer klingt als „Tränenapparat“ und in diesem Fall das Eintexten wichtigtuerischen Anatomielateins rechtfertigten sollte.

Wie auch immer, auch als alte weisse CIS-Hete höre ich Adele durch dick und dünn, wir scheinen uns da in der Körperfülle antizyklisch abzuwechseln, aber immer mit gemeinsamem Hang zum Drama. Wie sympathisch. Ihre Figur spielt in meinem Leben allerdings eine eher untergeordnete Rolle. Mehr interessiert mich da schon die Vorliebe für den Dackel, die ich als Bassethoundbesitzer leicht nachempfinden kann mit Faible für niederläufige Hunde. Wuff.

Bruno SchulzComment