Tante Jutta aus Kalkutta.

Es gibt Dinge, die muss man nicht erlebt haben, um sich ein Urteil erlauben zu können. Dazu gehört mit Sicherheit, das Ohr auf eine heisse Herdplatte zu legen, um die eigene Blödheit zu riechen oder der Starkstromsteckdosentest mit ungeschützten Drähten in beiden Händen. Und es müssen nicht nur solche Nachweise zerebraler Entkernung sein von der Jagd nach dem legendären “Darwin Award“. Auch in Küche und Kultur gibt es jede Menge Möglichkeiten, Angebote auszulassen und sich selbst dabei zu schonen. Zeit zu gewinnen für die wertvolleren Augenblicke. Auch wenn die nur ein gemütlich wohltuendes Nickerchen sind. Die Ansprüche und die subjektive Wertegewichtung bescheiden sich zu den anwachsenden Lebensjahren oft diametral entgegenläufig.

In diesen Reigen passen sicher auch die quälenden Wiederbelebungsversuche eines lamettageschmückten Gaulskadavers in Echtzeit. Das Fernsehen ist sich tatsächlich nicht zu schade, die eigene Ideenlosigkeit mit einem solchen Fanal des Grauens auf dem allerbesten Sendeplatz zu dokumentieren. Ist diese Horrorrevue, das Panoptikum des schlechten Geschmacks, das Zeugnis aller Freiheit von Kreativität vielleicht ein Hilfeschrei: „Bitte schaltet uns für immer ab, denn wir wissen nicht was wir tun“?

Meine Oma sagte immer, dass man nur Suppen und Schmorgerichte aufwärmen dürfe, die dadurch besser würden. Aber eben auch nur die.

Ein Thomas Gottschalk gerät noch lange nicht dazu, nur weil man die Verantwortlichen gerne in der Hölle schmoren sähe, was sich mühelos auf einen Großteil der aktuellen Revivals ausdehnen ließe.

Gehen wenn‘s am schönsten ist, mag keine leichte Herausforderung sein. Gut wenn man echte Freunde hat, die nötigenfalls eingreifen.

Bruno SchulzComment