Trittbrettfahrer

Der Zeigefinger ist ein sozialmedialer Trittbrettfahrer

Es ist ja nichts wirklich Neues, dass einige Zeitgenossen hier auf Facebook gerne in prominenter Leute Profilen auf vermeintlicher Augenhöhe „locker duzend“ trittbrettfahren, um in den Kommentarspalten zu deren Posts bei deutlich gedehnten Reichweiten ihre gewichtigen Worte von Ewigkeitswert zu bergpredigen. Auszubreiten, beinahe hätte ich auszubreien geschrieben, was die Sache fast noch besser träfe. Leute, Universalgelehrte, die schon alles erlebt haben, alles und jeden kennen und vor allem eine unfehlbare moralische Instanz bilden, um diese zeigefingernd dozierend an anderen abzuarbeiten und diese regelmäßig maßzuregeln.

Gerne in einer in vielen fremden Threads einstudierten Diskreditierungschoreographie, die in ihrer Dramaturgie von schlichtjovialen Verhaltenstipps - „denk doch mal nach“ - bis hin zu massiver ad-hominem- und ad-personam-Argumentation reicht, wenn der Adressat nicht einzuknicken gewillt ist, so mühevoll wie erwartbar dahersalbadert. Da wird man so schnell zum Rassisten diffamiert, dass einem ganz schwindlig wird. Nächste Haltestelle „Nazi“ oder gar „Katzenfeind“?

Sie selbst würden das in weitschweifender Geste, geschmeidig fraternisierend als „ins Gewissen reden“ deklarieren. Das ist natürlich Humbug, denn es geht ihnen exklusiv um die eigene, virtuelle Moral, die sie unprüfbar wie eine gewaltige Monstranz vor sich hertragen, um andere an etwas zu messen, an dem sie im realen Leben zu sicherem Scheitern verdammt wären. In den eigenen Profilen ist jedenfalls oftmals wenig Substanz ermittelbar: gefilterte Selfies, populäre Memes, ein paar Tierbilder, vielleicht noch ein Hinweis auf die „Schule des Lebens“ oder die akademischen Würden einer „University of hard knocks“. Lasst mal stecken. Ist besser so.

Warum tun die das? Um mich von den gerechtfertigten Vorwürfen zu meiner Küchentischpsychologie prophylaktisch zu entbinden, erspare ich mir jede laienhafte Mutmaßung, trinke noch eine letzte Tasse Kaffee am Frühstückstisch und wünsche Euch allen einen guten Morgen.

PS: Heute hat man mich in einem vielverfolgten Thread eines prominenten Zeitgenossen öffentlich als AfD-nah deklariert. Da hört der Spaß dann allerspätestens auf. Arschlöcher!

Bruno SchulzComment