Drecksfrosch! Oder: "wo der Frosch die Locken hat"

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Janosch, der eigentlich Horst Eckert hieß und selbst eine katastrophale Kindheit erlebte, ist gerade neunzig Jahre alt geworden. Er hasst den Nationalsozialismus und die katholische Kirche beide aus verständlichen Gründen und sein langes Leben lief nicht eben geradeaus. Mit seinen unzähligen Zeichnungen, Geschichten und Büchern hat er vielen Menschen, Frauen, Männern und vor allem Kindern sehr viel Freude bereitet. Das schreibe ich hier einleitend auf, um der aktuellen, kritischen Einordnung durch Teresa Bücker, einstige Chefredakteurin der Edition F. und hochdekorierte Journalistin, ein bisschen Kolorit mitzugeben, die den Künstler soeben auf dem Scheiterhaufen ihrer Agenda in Brand stecken mag. Der Frosch will seine Freundin, die hölzerne Ente küssen. Und weil die nicht sprechen kann, bekommt er kein „nein“ und kein „ja“, macht‘s trotzdem und wird damit zu Zielscheibe der „metoo“-Debatte, die ich für wichtig und richtig halte, solange manche ihrer Protagonisten nicht bemüht sind, die Ernsthaftigkeit der Sache für das bisschen Aufmerksamkeit um die eigene Person in der aberwitzigen Diskreditierung des alten Zeichners für den Kuss des gestreiften Spielzeuggeflügels dranzugeben. Auch wenn dieser eine alte weisse CIS-Hete ist.

Ist die Realität nicht schlimm genug und liefert sie nicht hinreichend Material? Muss man sich tatsächlich eines solchen Spagats befleissigen? Das „What the f*ck“, die schäumende Wut, der „wahnsinnige Ekel“ und die pädagogische Herleitung am corpus delicti empfinde ich als symptomatisch für eine Zeit, in der es dem Boten in den (sozialen) Medien eher um die moralische Dekoration der eigenen Figur zu gehen scheint, als um eine sinnstiftende, überfällige Debatte im sensiblen Thema. Was ist Eure geschätzte Meinung?

Bruno SchulzComment