Über den Wolken ...

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Woher kommt eigentlich der seltsame, selbstgerechte Anspruch des zentraleuropäischen Wohlstandsbürgers auf das Privileg der Flugreise als selbstverständliche Entspannungsübung?

In den letzten Tagen und Wochen vernimmt man in exponentieller Zunahme das Wehklagen der Reiseverhinderten, die "jetzt die Schnauze endgültig voll haben". Aha? Ein Murren geht durch die Republik. Die Leute fühlen sich in ihrem subjektiven "Recht auf Konsum" zurückgesetzt. "Frechheit! Ich hier und nicht auf Malle? Das muss man sich mal vorstellen. Ungeheuerlich!"

Als handelte es bei der Ursache ihrer vorübergehenden, unfreiwilligen Ortsbindung um eine geheimnisvolle Elite, die sich dazu verschworen hätte, Brigitte Mustermanns wohlverdienten mediterranen Cluburlaub kichernd zu verhindern, statt um einen heimtückischen Virus, der sich nach wie vor nur mäßig kontrollieren lässt und fleissig mutiert, um regelmäßig für noch größeres Unheil zu sorgen. Der Miesepriem interessiert sich doch tatsächlich kein bisschen für unsere demokratischen Verhältnisse. Nein, da hilft auch kein patziges Aufstampfen.

Ich erlebe mich soeben in der Vorstellung, dieses bizarre Anspruchsdenken einer zwölfjährigen Näherin in einem Sweatshop von Bangladesh vermitteln zu wollen, einem indischen Tagelöhner, einem kongolesischen Knaben, der seltene Erden schürft oder dem jugendlichen Mitarbeiter einer pakistanischen Lehmziegelei. Kann man nicht vergleichen? Warum eigentlich nicht?

Motiv: Pixabay

Bruno SchulzComment