von der Unterdrückung langhaariger Frauen.

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„Long haired „woman is the nigg*r of the world“
Yes, she is, think about it
long haired woman is the nigg*r of the world
Think about it, do something about it“

... so ähnlich haben das Yoko Ono und John Lennon einst intoniert und es scheint sich nichts verändert zu haben, will man Collien Ulmen-Fernandes Glauben schenken, die als fiepsiger, weiblicher Che Guevara der Generation „Musikvideofernsehen“ gegen das Vergessen ankämpft und ihren Waggon voller leidvoller Erfahrungen an Diskriminierung rund um das gepflegte, lange Haupthaar an den bunten Zug unterdrückter Identitäten anhängen mag, der inzwischen an jedem Milchkännchen anzuhalten scheint. Man muss nur „HIER!“ rufen, „ich fühle mich unterdrückt, gedisst, gesonstwast“. Die wunde, subjektive Befindlichkeit im Augenblick soll sich nicht an der Banalität der gemeinsamen Gegenwart relativieren. Um heute noch durchzudringen, verlangt das Jetzt nach lauter Emotion und weniger nach stillem Sein. Und seit dem Megxit liegt die Messlatte in der Diskreditiertensimulation nicht eben niedrig. Dabei wäre das vermeintliche Problem leicht zu lösen: man schneidet alte Zöpfe einfach ab. Zumindest wenn sie lästig sind. Lange Haare sind ja keine genetische Disposition. Oder wäre das dann wieder eine Appropriation männlicher Haarkultur und damit die nächste Sau, die sich durchs Dorf treiben ließe? Vielleicht merkte man aber auch einfach, dass es gar nicht an den Haaren lag. Das Absprechen intellektueller Möglichkeiten. Hm. Ein Fazit ist vielleicht, dass sich immer weniger Menschen mit dem Selbst befassen wollen und eigenes Versagen lieber in noch so albernen Äußerlichkeiten manifestieren möchten, nur weil das gerade ohnehin durchgenommen wird. Dass man damit wesentliche Debatten um tatsächliche Diskriminierung verwässert, kommt diesen merkwürdig gefallsüchtig Egozentrierten erst gar nicht in den Sinn.

Und bevor sich hier einer im Thread zu meinem Post allzu kritisch mit meinen Aussagen auseinandersetzt: ich werde als dicke, weisse, alte CIS-Hete ohnehin ständig diffamiert und scheue mich in Zukunft nicht, beispielsweise den Debattenkiller „Fatshaming“ auszuspielen, oder meine Haarlosigkeit. Vielleicht auch noch mein stets benachteiligendes Brillenträgertum. Mal sehen ...

PS: zugegeben, lange Haare sind beim „Partykotzen“ sicher unpraktisch und unschön als „Livebilddokumentation“ des zurückgespulten Eventcaterings.

Bruno SchulzComment