"Louis Armstrong mochte Matzen"

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nicht nur am Rande:

"Louis Armstrong mochte Matzen"

Viel zu wenige Menschen wissen, dass Louis Armstrong jiddisch sprach. Seine Verbundenheit zum Judentum war sprichwörtlich und ging so weit, dass er zeit seines Lebens einen Davidstern trug. Da wo er lebte, war immer eine Mesusa, die Schriftkapsel, am Türpfosten befestigt und Matzen bevorratet.

Louis Armstrong wuchs in prekären Verhältnissen in einem Slum von New Orleans auf, der Vater hatte die Familie früh verlassen, die Mutter prostituierte sich, der Junge blieb bei der Großmutter, bis eine litauisch-jüdische Familie, die Karnofskys zu einem zweiten Zuhause werden sollten. Deren Familienoberhaupt Morris zog zusammen mit dem kleinen Louis als Schrottler durch die Stadt. Armstrongs Aufgabe war es, den potenziellen Kunden die Ankunft anzukündigen, indem er kräftig in ein Blechhorn stieß zur Unterscheidung von der Konkurrenz. Die Karnofskys erkannten sein Talent und kauften ihm ein Kornett für den damals nicht unerheblichen Preis von zwölf Dollar, was kaum selbstverständlich war. Das war der musikalische Start, der Rest ist Geschichte.

Armstrong musste schon als Kind unglaubliche Ungerechtigkeiten erfahren und diktierte folgende Anmerkung zur Familie Karnofsky in seine Biographie: „Ich hege schon seit langer Zeit Bewunderung für das jüdische Volk. (…) Ich war erst sieben Jahre alt, aber ich musste die unchristliche Behandlung der armen jüdischen Familie, für die ich arbeitete, durch die Weißen mitansehen.“

Und das aus den Memoiren eines farbigen Jungen jener Zeit in den Südstaaten.

Es ist vermutlich wenig erstaunlich, dass man explizit in deutschsprachigen Medien nur selten etwas zur erheblichen Bedeutung des Judentums in der Biographie Louis Armstrongs nachlesen kann. Im deutschsprachigen Wikipediabeitrag wurden die Karnofsky, obwohl von zentraler Bedeutung, erst gar nicht angeführt. Von allen weiteren Verbindungen zu Juden ganz zu schweigen.

Das Gedenken zum 50. Todestag von Louis Armstrong wäre kein schlechter Zeitpunkt, das regelmäßige Ausblenden zu korrigieren. Wenn der Anspruch, Stellung zu beziehen keine Hohlformel bleiben soll.

Bruno SchulzComment