Verrat.

Egon Bahr hatte recht: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

Während man der Inauguration des Schlächters von Teheran in Anwesenheit des Weltterrorismus höchste diplomatische Ehren erweist, verrät man die Helfer und ihre Familien und lässt die Menschen im Stich, die sich diesmal so gerne auf unseren Wertekompass verlassen wollten. Aber wer sich auf Maas, Steinmeier und Co. verlässt, der ist nicht nur verlassen … der ist verloren. Ich schäme mich für diese Regierung.

Und nein, Maas war natürlich nicht zwanzig Jahre lang Außenminister, aber die übereilte Flucht ohne Rücksicht auf Verluste, die ist jetzt und geht auf sein Karmakonto und macht Kabul zu seinem Saigon.

Nachtrag:
England hat übrigens ein beschleunigtes Programm aufgelegt, ihre lokalen Helfer und deren Angehörige mitzunehmen. In Summe 3.000 Personen. Bei den Deutschen wird die Zahl nicht allzu stark abweichen, was kaum ins Gewicht fallen kann bei mehr als 1,5 Millionen Migranten seit 2015.

Nachtrag 2:
Die Frage, warum die Taliban ein westlich ausgebildetes Militär ohne Widerstand überlaufen können ist hoffentlich nur rhetorisch gestellt. Es gibt kein Afghanistan. Es gibt überhaupt keinen Staat als Konstrukt nach unseren Maßstäben und das ist vielleicht auch schon das Hauptproblem. Eine Synchronisierung ist unmöglich, weil es keine definierten Schnittstellen gibt. Afghanistan ist eine geographische Fläche, auf der Stämme und Clans mit unzähligen Partikularinteressen agieren, die man hier fälschlicherweise glaubt, simplifizieren zu können. Dabei muss man sich auf das genaue Gegenteil einstellen. Es gibt weder dort und schon gar nicht "mit uns" einen gemeinsamen Nenner. Face it!

Nachtrag 3: Mit der afghanischen Bevölkerung und den Taliban ist es heute offenbar wie mit den Österreichern anlässlich des Anschlusses durch die Nazis '38, mit dem alle vollautomatisch in den "Widerstand" gegangen sind.

Bruno SchulzComment