ein Buch.

buch.jpg

Es ist doch nun wirklich kein Geheimnis, dass digitale Bücher seelenlos sind und keine ehrliche Verbindung mit dir eingehen wollen. Sie altern nicht mit dir, ziehen nicht mit dir umher von hier nach da nach dort, nicht wirklich. Und sie werden niemals mehr sein als das, was sie waren, sind und immer sein werden: bestenfalls unterhaltsamer Treibstoff für eine immergleiche Lesemaschine, die dir weismachen will, dass es keinen Unterschied macht, was du da gerade in den Händen hältst: Buch oder Taschenrechner, aber ist das wirklich egal? Digitale Bücher gedeihen nicht, sie schrumpfen, werden immer weniger, bis sie langsam in deiner Erinnerung verblassen und verschwinden. Sie riechen nicht und bekommen keine Eselsohren. Sie hüten keinen Kaffeefleck und keine Tränen, keine Zigarettenasche und keine Fingerabdrücke. Da ist keine Notiz, kein Strich, kein Gekritzel, gar nichts Persönliches. Keine Anmerkung, die durch die Zeit reist und zur Botschaft werden darf. Keine trockengepresste Blume, die wir wiederfinden könnten, sie liebt mich, sie liebt mich nicht, kein Faden und kein Geldschein als unerwart-Bares, das kleine Lottoglück der Bibliophilen, und auch kein anachronistischer Einkaufszettel, der uns jetzt daran erinnert, was wir einst auf keinen Fall vergessen wollten. Kein Bon aus diesem einen wunderbaren Café. Da findet sich kein Liebesbrief aus alten Tagen, kein vergilbtes Foto und keine Postkarte als Lesezeichen, die uns zu vergegenwärtigen vermag, wie schön es war und bleibt, unterwegs zu sein. Und sei es mit dem Finger zwischen den Seiten. Ein echtes Buch ist eben wahres Leben.

Bild von „un-perfekt“ auf Pixabay

Bruno SchulzComment