Achtung Gift!

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Fast jeder kennt das: toxische Kontakte. Menschen, die sich ständig beleidigend und besserwisserisch durch anderer Leute Kommunikation und Threads maulen, ihre unerwünschten, manchmal als vorgeblich konstruktive Kritik maskierten Beschwerden defäkieren, die Dinge unnötig verkomplizieren, regelmäßig Probleme erkennen wollen, wo keine sind, aber praktikable Lösungen oder lesenswerte Beiträge nur in homöopathischen Dosen anzubieten hätten. Wenn überhaupt. Eher nicht. Gar nicht. Ihre tatsächliche Expertise liegt exklusiv in ihrem Negativismus.

Es ist kaum erstaunlich, dass sie sich selbst grundsätzlich mehr zutrauen als anderen und uns in ihrem Sendungsbewusstsein so zwanghaft wie ungefragt mit ihrem nur scheinbar hochgewichtigen Quark kontaminieren. Gerne berufen sie sich dabei einfältig auf mehr oder weniger prominente Dritte und deren Werke von Ewigkeitswert aus ihrem vage konstruierten persönlichen Umfeld, die man kaum befragen kann und eigentlich auch nicht befragen will, wenn sie denn nicht ohnehin schon gefühlte 200 Jahre von ihrem Recht auf Ableben Gebrauch gemacht haben. Stumpfer Sternenstaub, der abgefärbt haben soll, darum laut herausposaunt werden muss und uns Gewöhnliche in Ermangelung jeder Relevanz quälend langweilt. Da werden Büchertitel als bedeutsame Erleuchtung und Geheimtipp gereicht, bei denen es eher schwerfällt den einen einzigen Zentraleuropäer zu identifizieren, der das Ding tatsächlich noch nicht kennt, getreu dem Motto: „pssst, aber haben Sie schon mal was von den Beatles gehört?“

Bei mir war das zuletzt, vor nicht einmal zwölf Stunden im Sujet „Afghanistan“ der „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini aus dem Jahr 2003: „solltest Du besser mal lesen, um wirklich zu verstehen!“ Der wurde inzwischen wohl annähernd zehn Millionen mal verkauft. Afghanische Freunde und ehemalige Kollegen meiner Mutter hatten mir das tatsächlich lesenswerte Buch bereits im Jahr 2004 zum Geburtstag geschenkt. Siebzehn Jahre ist das nun her, immerhin. Eine solche Empfehlung ist demnach so unglaublich aktuell wie investigativ. Voll auf der Höhe, so wie seine Empfehlenden selbst. Hallo? Wenn Hollywood schon dran war, ist die Sau doch allerspätestens durch Dorf getrieben. Nur weil man selbst ein eher schmales Spektrum fährt, muss man das ja nicht ständig projizieren.

Überhaupt ja, natürlich haben diese Leute immer recht. Ihre Unfähigkeit, sich selbst in Metakognition auch nur halbwegs objektiv zu beurteilen, bedingt ihre verzerrte Wahrnehmung auf die eigenen Potenziale. In der Gewissheit ihrer nur vermeintlichen Kompetenz, martern sie uns unentwegt mit ihren sedierenden Flacherkenntnissen und Untersichten aus der Froschperspektive. Der Dunning-Kruger-Effekt winkt weithin sichtbar mit dem grelllackierten Holzpfahl.

Was ihnen an Einsichten mangelt, überkompensieren sie dafür in übergriffigem Verhalten. Sie ignorieren stoisch das Prinzip jedes persönlichen Raums und beginnen oft sogar kanalüberspringend zu klammern. Leider stellt uns unsere gute Erziehung und unsere Grundempathie an dieser Stelle oft ein Bein. Mancher wird jetzt pauschal behaupten, er könne diese Energieparasiten leicht abschütteln. Aber wie in allen Disziplinen gibt es auch bei den Toxikern Schwarzgurtträger mit zweistelligem Dan.

Und darum möchte ich hier und jetzt, bei allen negativen Aspekten auch endlich mal ein Hohelied auf Facebook singen. Es geht um die „Blockier“-Funktion. Ein großartiges Tool, das um so besser funktioniert und um so leichter von der Hand geht, desto häufiger man es nutzt. Noch besser wird dieses Konzept, wenn man es auch auf die anderen Kanäle und das echte Leben überträgt. Raus. Kehraus. Und nein, das Abschneiden solcher vergiftenden Kontakte ist kein Verlust, denn man entbindet Überflüssiges und Krankhaftes der eigenen Aufmerksamkeit, um sich augenblicklich vermehrt den schönen und interessanten Dingen widmen zu dürfen. Man gewöhnt sich gerne an die Schaffung neuer Freiräume. Es ist, als reisse man das Fenster eines Raumes auf, in dem viel zu lange viel zuviel geraucht und flatuliert wurde.

Bruno SchulzComment