Neidfraß

Natürlich ist Zuckerberg kein Philanthrop. Er hatte mal ein gutes Näschen für gute Geschäfte und hat eben zugegriffen. Er hat eine kleine Idee raubgerittert und die riesengroß gemacht. Dazu bedarf es zweifellos Charaktereigenschaften, die ihn kaum in die Nähe eines Verdachts führten, „everybody‘s darling“ sein zu wollen. Mir selbst sind solche Nerds zutiefst suspekt, aber zum Schluss sind Facebook und Meta was sie sind und es fühlt sich immer etwas lächerlich an, wenn andere Medien sich anstellen, das kleinzuschreiben in zähneklappernder Ignoranz des eigenen, exponentiellen Reichweitensterbens.

Zuckerberg ist eitel. Und möglicherweise hat er sich verrannt. Metaverse ist ein extrem teures Hobby. Vielleicht sinnfrei, aber wer bin ich, das zu beurteilen. Ich habe schon andere Erfolge nicht kommen sehen. Oder Misserfolge. Ich bin kein Prophet und betrachte seine inflationären Auslagen inzwischen als exzentrische Beschäftigung wie etwa das Sammeln kurioser Merkwürdigkeiten, wie es sehr reiche Leute vor ihm taten, nur eben gegenständlich und noch nicht virtuell.

Am besten aber sind die Threads zu diesen banal hämisch getitelten Beitägen aus den Mehrfachverwertungsuntiefen in den Social-Media-Kanälen solcher Gesellschaftspostillen. Frank und Brigitte Mustermann nehmen Maß und machen ihren kleinkarierten Herzen Luft. Die Kommentare sind ähnlich sachlich und intelligenzgetrieben, als wenn es um das britische Königshaus ginge. Da sind nur Neidzerfressenheit, abgrundtiefe Missgunst, Agonie oder feuchtglühende Glorifizierung. Alle Nüchternheit hat man fahren lassen wie quälende Flatulenz. Niedlich, wie da Prominente als Ü-Ei-Figuren in den kleinstgliedrigen Setzkasten subjektiv beschränkter Vorstellungskraft gezwängt werden.

„Geschieht ihm recht!“ Wieso eigentlich? Weil der Zuckerberg sich damals nicht von seinen Eltern hat breitquatschen lassen zu einer Ausbildung zum Bürokaufmann und feststellen muss dass er weder aus seiner Ehe mit der Uschi aus dem Nachbardorf kommt, die er damals an Karneval besoffen aufgepumpt hat und an die er sich dann doch aus Bequemlichkeit gewöhnen mochte, noch aus fünfzig Jahren bausparvertraggestützter Finanzierung eines schimmeligen Reihenendhauses in einem sauertöpfischen Klein- und Mittelzentrum an der nordhessischen Regenfront? Klar, ist das Sche1ße. Aber sind deswegen alle, die es anders machen Ar5chlöcher, denen man Pest und Cholera an den Hals wünschen muss?

Am Besten aber ist, dass all diese Lichtgestalten Facebook täglich nutzen und offenkundig auch brauchen, um ihre ungefragte Meinung zu defäkieren, wie der Berliner Köter auf dem Boulevard.

Ob Zuckerberg ein paar Milliarden mehr oder weniger hat, ist mir vollkommen schnuppe. Wie kann sich nur derart an etwas grämen, das einem entfernter liegt, als der Kuh die bemannte Weltraumfahrt? Und wenn es Facebook morgen nicht mehr gibt, gibt es eben etwas anderes.

„Aber Bruno, Du lästerst doch auch. Über Heidi Klum zum Beispiel.“ Ja klar, aber ich wünsche ihr doch nichts Schlechtes, sondern mache mich nur lustig über ihr Gebaren. Vierhundert Jahre alt soll sie werden und weiter Gold und Tand anhäufen. Und nein, ich bin auch in keiner Sekunde neidisch. Nichts in ihrem Leben ist mir erstrebenswert. Aber das muss jeder subjektiv bewerten. Die Heidi ist meine Massenkarambolage. Ich kann nur schwer wegschauen, aber darin verwickelt sein mag ich ganz sicher nicht.

Ansonsten bin ich fast zufrieden mit dem, wie es ist. Und das „fast“ ist mein Brennstoff.


Bruno SchulzComment