Was, wenn Du morgen schwarz wärst?

Mohsin Hamid ist Autor. Er stammt aus Pakistan und lebt in England. Ein Privileg. Er ist nicht schwarz, hat aber seine eigene Hypothese zum Schwarzsein verwortlicht: "Der letzte weisse Mann". Auch darin geht es um Privilegien. Um Rassismus und vermeintliche Selbstverständlichkeiten. Eine kafkaeske Verwandlung. Ein Rollenspiel und darin eigentlich ziemlich abgetragen. Egal.

Ich habe gerade eben erst bei ttt - titel thesen temperamente davon gelesen. Und das ist interessant, weil wir hier erst kürzlich in einer Diskussion eine ebensolche Hypothese aufgeworfen haben, um spontane Ideen dazu sofort einzufangen und auszuleuchten und nicht glattgebügelt reflektiert zu präsentieren.

Und siehe da, ich mochte mir sehr viel eher vorstellen, als schwarzer New Yorker Medienmensch aufzuwachen, denn als russischer Bauer in einem Wehrdorf hinter dem Ural. Als schwarzer Akademiker oder Künstler in einer zentraleuropäischen Stadt, denn als Bure im "weissen Farmland" Südafrikas. Als Kenianischer Geschäftsmann in der bemerkenswerten ostafrikanischen New Economy von Nairobi, denn als abgehängter Junkie in einem Abrissviertel von Belfast oder als meckpommscher Dummnazi kurz vor der polnischen Grenze. Nur drei Beispiele unter Hunderten, die aber klar machen, dass es eben doch nicht ganz so einfach ist. Im Grunde ist schon Hamids mitschwingende Konnotation zutiefst rassistisch, auch wenn seine Absichten vermutlich lauter sein mögen. Ich will da nichts unterstellen, er ist bestimmt ein feiner Kerl.

Ich denke allerdings, dass es ein wichtiger erster Schritt sein könnte, uns von überkommenen Stereotypen zu distanzieren, von banalen überholten Motiven. Und auch davon, im Handling von Rassismusthemen immer auch einen medienwirksamen Businesscase zu wittern.

Bruno SchulzComment