"Wutbrief an die Hoodie-Boomer."

Die Bildzeitung verschickt Post vom atherosklerotischen Wagner, die TAZ vom Wutwürfel und der Spiegel vom hageren Wutzwerg Anna Dreussi und damit hat wohl jedes Medium den Briefeschreiber, den die Adressaten verdienen. Der Pubertät und ihren Selbstfindungsprozessen offenbar noch nicht ganz entwachsen, hadert die welpenhafte Autorin mit den Parametern, die ihre wurstige Existenz beschreiben sollen. Es ist wohl unabhängig jeden Alters ziemlich dämlich, die eigenen Koordinaten über konsumgetriebene Trends zwanghaft eingrenzen zu wollen. "In" und "out": darüber lacht der Handel und die asiatischen Sweatshops prosperieren. Einen Kapuzenpullover als Jugendvorrecht deklarieren zu wollen ist ungefähr ebenso schlau, als wolle man Handtücher künftig Rentnern vorbehalten. Da ich selbst pubertierende Teenager im Haushalt erleben durfte ahne ich, dass die Vorstellung von "Coolness" über alle Altersstufen im D-Zug-, pardon: InterCity-Tempo mutiert. Interessanterweise sind sich sehr junge Frauen und weisse CIS-Mitfünfziger in ihrer selbstunterstellten Deutungshoheit am allerähnlichsten. Vielleicht rührt daher auch dieses fast hysterische Abgrenzungsbemühen. Da wird youngwomansplaint daß es nur so kracht, was als Mansplaining seit Jahren zurecht herzhaft belacht wird.

Beruhigt euch, kommt runter, hört auf mit der dämlichen Spalterei. Weniger sinnfreie Wut macht das Leben schöner.

Bruno SchulzComment