Lieber Martin Knepper

Lieber Martin Knepper,

wenn man‘s genau besehen mag, gibt es doch eine Menge kluge Köpfe hier auf Facebook, von denen die meisten allerdings lieber zaudern und Opferstarre simulieren, als wirklich teilzuhaben. Es ist wie im echten Leben, wo auch die Klugen kaum die Mehrheit stellen, hier findet das allerdings unter dem Brennglas statt. Die gute Nachricht ist: gerade die weniger leistungsfähigen Denker unter uns generieren erstaunlich wenig originären Content, wenn man den denn als solches bezeichnen mag, sondern breiten sich mehrheitlich schnappreflexend in Kommentarspalten aus. Fazit? Holt Euch die Flächen und schafft mehr Inhalte. Tobt Euch aus. Es ist doch nicht so, dass das keinen Spaß machte. Leider macht Social Media sichtbar, dass sich die meisten vorgeblich kritischen Geister lieber in jammeriger Verhaltensstarre suhlen, ein Leben in Aspik, statt sich wirklich mal zu Wort zu melden. Schade.

PS: Lieber Martin, ich lese dich ja halbwegs regelmäßig. Als einen der wenigen. Wenn ich zwischen meinen Posts die Zeit dazu finde

Neulich hat man mich gefragt, wieviele Stunden ich denn täglich auf FB verbrächte bei meinen inflationären Botschaften. Das ist übersichtlicher als viele annehmen, da ich tatsächlich nur wenig Mist lese und schon gar nicht kommentiere. Ich habe auch aufgegeben, mich in ziellosen Debatten zu verausgaben. Da schreibe ich lieber frisch: Feuer frei!

PPS: … und als ich mich vor ein paar Wochen auf der Seite unserer Senfmanufaktur Senfwerk in der aktuellen Kampagne für mehr Diversität gerademachte, erhielt ich binnen vierundzwanzig Stunden mehrere tausend Mord- und Kastrationsandrohungen. Mehrheitlich von Menschen aus Sachsen und Thüringen mit Klarnamenprofil und ausdrücklicher Vorliebe für ihren Bautz‘ner. Stichprobenhafte Einsichten, lassen das Ganze leichter einordnen: hysterisches Ameisengeschrei, das es nicht mal auf die Straße schafft.

PPPS: als Nachschlag noch ein Tipp: bei besonders hartnäckig dummkommentierenden Kontrahenten einfach einen oder zwei typische Screenshots des nämlichen Profils anfertigen und in die Debatte einstreuen. Die „Schule des Lebens“ und die üblichen GIFs relativieren alles und schonen den eigenen Blutdruck.

Bruno SchulzComment