zum Weinen.

Böhmermann „vernichtet“ den Wein und die deutsche Weinwirtschaft nebst ihrer Apologeten explodieren nach sehr kurzer Lunte. Wahrscheinlich haben viele vermeintlich Sachkundige gar nicht zugehört, jedenfalls nicht besonders aufmerksam. Denn natürlich übertreibt der gebührenfinanzierte Hysteriker hier und da schamlos, was aber Aufgabe und Stilmittel seiner Satire sein muss. Mit vielen seiner Kernbotschaften liegt der offensichtlich eitel angelesen Sachunkundige nicht einmal verkehrt. Und wir wissen spätestens seit INAS NACHT um sein Verhältnis zu „Teufel Alkohol“, was immer privat bleiben darf und muss. Nur wenig ist verdammenswerter als kollektiver Saufzwang. Aber schimpft Böhmermann tatsächlich gegen Wein per se, wenn er sich lustig macht über die Expertenauftritte von Schweiger, Gottschalk und Jauch, der sich sogar heimlich schämt für die Industrieplörre, die unter seinem Namen den Durchschnittswert beim Discounter noch nach unten peitscht. Jedem ernsthaften Winzer muss die Entwertung seines Produkts durch den Durchschnittspreis von 3,64 Euro per Liter im LEH die Hand in der Tasche zu Faust werden lassen. Denn er weiß, dass dafür kaum Ordentliches ins Glas finden kann. Abzüglich Handel, Logistik, Marketing und Packaging bleibt da nämlich nahe Nullkommanichts übrig für das „Genussmittel“, das wegen seiner undeklarierten Zusatzstoffe und -verfahren kein „Lebensmittel“ sein darf. Und wer keine Auswirkungen auf die Natur erkennen mag, bestaune die typischen Monokulturen auf manchen Anbauflächen. Nein, für solche Erkenntnisse muss man kein Fachmann sein. Den Wein als Akademikerlimonade abzutun, ist natürlich populistischer Käse, um die Eineurogriller aus der Oettingerfraktion in der Fankurve zu mobilisieren. Wenngleich der pfälzer Winzer Christoph Hammel sicher nicht unrecht hatte, als er einst in einem Interview mit meinem Freund Patrick Hemminger für das leider viel zu früh verschiedene, großartige Weinmagszin „Schluck“ statuierte, dass die Winzer aufhören müssten, den Kunden Angst zu machen vor dem eigenen Produkt. Angst ist schlecht, Respekt wäre toll. Es ist ja noch immer nicht gerade so, dass sich der Wein von selbst verkauft. Viele Auswüchse ließen sich ausreiben durch eine bessere Kommunikation. Und durch mehr Transparenz. Vielleicht ließen sich dann auch mehr Konsumenten unter „60“ zum Naturprodukt bewegen. Wer die Statistiken aufmerksam verfolgt, erkennt die Herausforderungen mühelos.

Und ich? Ich bleibe beim Wein. Ein großartiges Produkt. Lebendige Kulturgeschichte. Es gibt eben fast alles auch in „gut“.

Prost.

Bruno SchulzComment