"Es ist verdammt teuer, so billig auszusehen."

Über die neue Impfkampagne ist wahrscheinlich schon alles gesagt worden, oder? Ich habe sie mal ein paar Tage sacken lassen und mich gefragt, warum der Werbetanker „Scholz & Friends“ und sein knallrotes Gummiboot „Cosmonaut and Kings“, die sich in der eigenen Agenturbenamung bereits völlig verausgabt zu haben scheinen, den „Sanifair“-Auftritt dreist 'eins zu eins' gecovert haben? Aber vielleicht wirkt das nur auf den ersten Blick innovationsarm und ist eigentlich das Signal zur geschickt getarnten Stealth-Tauchfahrt durch das Unterbewusstsein der Republik mit der nachhaltig penetrierenden Botschaft: „Corona ist Schei*e und wir machen‘s jetzt zusammen weg!“ … und der erlöste Impfnachweis ist zwar kein grünblauer Notdurftbonus für die Tankekasse, aber immerhin der Zutrittsnachweis ins gesellschaftliche Erleben in Konsum und Gastro. Ganz schön schlau. Ganz schön meta.

Ich bin mir inzwischen allerdings nicht mehr so sicher, ob das tatsächlich so gemeint sein kann, ohne die kognitiven Möglichkeiten bei den Sendern und Empfängern detailliert ausleuchten zu wollen. Vielleicht ist es aber auch der nur mäßig eitle Hinweis auf die gehörige Portion Spaß an der Dreistigkeit, die eigene Ideenlosigkeit teuer auszutragen: „Schei*e, uns ist halt nichts besseres eingefallen, aber es wird schon reichen.“

Und da ist ja schließlich auch noch jemand, der die Nummer abnickt.

Die vordringliche Frage, ob die Kampagne bei den verbliebenen harthörigen und mäßig reflektionsbegabten 'Wandervögeln' die erwünschte Wirkung erzielt, lasse ich bescheiden offen.

Zum Schluß bleibt da eigentlich nur die Wiederholung des grandiosen Zitates von Dolly Parton, das hier ebenso sitzt wie sanifair, also „Arsch auf Eimer“:

„Es ist verdammt teuer, so billig auszusehen.“

Dem ist wenig hinzuzufügen.

Bruno SchulzComment