So weit weg und doch dabei.

„Tristan da Cunha“ ist der Name der abgelegensten bewohnten Inselgruppe der Welt. Sie liegt verdammt einsam im Südatlantik ungefähr auf dem siebenunddreissigsten Grad südlicher Breite, etwa dreitausendzweihundert Kilometer östlich vom Cabo Frio in Brasilien, zweitausendachthundert Kilometer westlich vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika, fünftausendneunhundert Kilometer nördlich vom Südpol und neuntausendachthundertdreiundsechzig Kilometer südwestlich von Bad Kreuznach entfernt. Das mag vielleicht noch nicht der Arsch der Welt sein, aber man kann ihn sehr wahrscheinlich von dort aus sehen, um es semiakademisch geographisch einzuordnen. Zu der etwa achtundneunzig Quadratkilometer großen, gleichnamigen Hauptinsel Tristan da Cunha kommen fünf weitere, noch kleinere Inselchen. In der Hauptstadt der Inselgruppe, „Edinburgh of the Seven Seas“, die auch die einzige bewohnte Siedlung des gesamten Archipels ist, mit Ausnahme der bemannten Wetterstation auf der noch einmal knapp vierhundert Kilometer weiter südlich gelegenen Insel Gough, leben derzeit zweihundertzweiundvierzig Menschen. Tristan da Cunha bildet mit der Insel St. Helena und der Insel Ascension das Britische Überseegebiet „St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha“ in gleichberechtigter Einheit. Dank des Internets kann man inzwischen alles tagesgenau über das Leben auf Tristan nachlesen auf der inseleigenen Website unter www.tristandc.com.Eine eigene FB-Fanpage gibt es auch noch und ebenso eine Gruppe, denen ich schon über die Jahre loyal folge, seitdem ich das Eiland, seine Geschichte und seine Besonderheiten immer wieder gerne als Inspiration und Analogie bemühe.

Besonders bemerkenswert ist vielleicht, dass Tristan da Cunha inzwischen vollständig gegen Covid geimpft wurde, was ob seiner Lage logistisch nicht ganz unkompliziert sein konnte. Ok, Lieferungen zum Mars mögen sich vielleicht noch aufwändiger gestalten. Wer das nicht glaubt, sollte mal einen Bericht über das dortige Anlanden von Ware nachlesen. Man darf sich natürlich fragen, wo sich die Leute hätten anstecken sollen außer bei denen, die den Impfstoff gerade mal so eben vorbei brachten.

Wie auch immer, dem entgegensetzen darf man gedanklich getrost die deutschen zweiunddreissig Prozent Quersinnigen, denen man den A*sch hinterherträgt wie auch ihr Vakzin und die mit ihrer dumpfen Stoik eine Herdenimmunität verunmöglichen in einer Bevölkerungsdichte, die das ganz sicher geböte, welten- und realitätsferner als Tristan da Cunha das jemals sein könnte. Es gibt absolut keinen Grund, die Insulaner zu belächeln und sie als abgehängte Inzuchtprodukte bewitzelnd zu diskreditieren, wenn ich mir die Zustände in Thüringen und Sachsen vergegenwärtige.

Bruno SchulzComment