Die stolze Krähe und der Pfau

Damit es nicht beliebt, sich mit fremdem Besitz zu rühmen und das Leben lieber mit seinem Äußeren zu verbringen, hat Aesop uns dieses Beispiel überliefert.

Die von eitlem Stolz aufgeblasene Krähe hob die Federn auf, die dem Pfau heruntergefallen waren, und schmückte sich damit.

Darauf verachtet sie die Ihren, und als sie sich unter die ansehnliche Schar der Pfauen mischt, entreißen jene dem unverschämten Vogel die Federn und verjagen ihn mit ihren Schnäbeln.

Die übel zugerichtete Krähe begann traurig zur eigenen Art zurückzukehren, von der sie vertrieben wurde und unfreundliche Beschimpfung auf sich nahm.

Dann sagte eine von jenen, die sie vorher verachtet hatte: „Wenn du mit unserem Platz zufrieden gewesen wärst und du ertragen hättest, was die Natur gegeben hatte, hättest du weder jene Schande erfahren noch hätte dein Unglück diese Abweisung gespürt.“

Gaius Iulius Phaedrus 1,3

Bruno SchulzComment