requiescat in pace, James Caan

James Caan ist gestorben. Mit zweiundachtzig Jahren. Jeder erinnert sich: er wütete so brutal intensiv als Santino „Sonny“ Corleone in Francis Ford Coppolas „The Godfather“ von 1972 neben Marlon Brando, Robert Duval und Al Pacino, ein Tier, auf dass man ihn gleich für den Golden Globe und den Oscar mit Nominierungen adeln wollte. Wer das alles und noch viel mehr genauer wissen will, kann Vita und Filmographie in diesem Internetz leicht aufspüren und nachverdauen.

Eigentlich wollte ich mich an diesem RIP-Rummel überhaupt nicht mehr beteiligen. Bei Caan kommt es anders, denn es gibt einen persönlichen Bezug. Ein Jugendfreund erzählte immer wieder, der wäre der Großcousin seines Vaters. Was hatten wir gelacht. Ok, ich hörte die Nummer zuerst in den frühen Achtzigern und damals konnte man das halt noch nicht mal eben schnell am Smartphone nachchecken.

Später wusste ich es besser. Caans Eltern hießen eigentlich Arthur und Sophie Kahn, geborene Falkenstein. Die wohnten vor ihrer Migration in die New Yorker Bronx und später nach Queens noch im schönen Bingen am Rhein mit Blick auf den Mäuseturm und die dickleibige Germania über der Rüdesheimer Drosselgasse, keine zwanzig Kilometer und kaum mehr als fünfzehn Autominuten von hier. Der Jude Arthur war ein koscherer Metzger, genau wie sein Cousin, der wiederum tatsächlich der Großvater meines Jugendfreundes war.

Ich habe aus dieser Sache eine Menge gelernt. Dass einem viel Mist erzählt und man ständig angelogen wird, wenn der liebe Tag lang ist. Dass aber hin und wieder auch ungewöhnliche, wahre, interessante Geschichten dazwischen sind, über die man nicht einfach leichtfertig und abschätzig hinweggehen sollte. Ich habe gelernt, erst einmal genauer hinzuhören, ohne gleich loszudröhnen. Eine nicht zu unterschätzende Disziplin in Zeiten von Social Media.

Ruhe in Frieden, „Großcousin“ James.

Bruno SchulzComment