Wie ein Ei dem Anderen

Kürzlich bin ich eher zufällig in einen dieser inflationär aufpilzenden Literaturblogs geraten, in dem ich umgehend auf einen tatsächlich interessanten Beitrag stieß, der sich mit Coverdoubletten und ihren Ursachen beschäftigte und das auf recht unterschiedlichem Niveau.

Da teilen sich so renommierte Verlage wie der Suhrkampverlag mit seinen Inseltaschenbüchern oder Diogenes aus Zürich, ganz offenkundig ökonomisch getrieben, dasselbe Stockarchiv an Motiven zum Beispiel für ihr Leinenblusenperlenkettenrepertoire „Austen“ und „Brontë“ in deren mehrstelligen Wiederauflagen, was nicht eben für Phantasie und auch nur irgendeinen Anspruch an Ästhetik spricht, denn erneute Auflagen bärgen ja die seltene Chance es von Mal zu Mal besser zu machen, wohl aber für die „kreative“ Kontrolle durch das Controlling, das den Goldstaub der Routine wittert. Da wird solange geschürft, bis man im wiedererlangten Tageslicht in die gelben Gesichter an den Antipoden blickt. Aber Mut und der Erfolg daraus, liegt nur selten in der steten Wiederholung. Ein Leben in Aspik.

Achtung! So richtig „originell“ wird es dann im Thread mit den Kommentaren der sogenannten Selfpublisher. Als ebensolche fühlen sich inzwischen immer und immer mehr Leute als zu unrecht unentdeckte Autoren zur Veröffentlichung berufen, als man das wirklich ahnen möchte. Der Spagat von streng müffelnder Hausfrauenerotik bis zu streng wissenschaftlichen Aufsätzen ist immens. Natürlich findet man auch da Spreu und Weizen und vermutlich noch einiges dazwischen: auf Gottes Wiese gibt es schließlich viele bunte Blumen.

Leider verstehen nur die Allerwenigsten ein Buch als Gesamtkunstwerk, bestehend aus dem Text selbst, dem gesamtgestalterischen Konzept mit Typographie und Layout, einem sensiblen Kuratieren der Motive - Foto, Illustration, Grafik - oder dem bewussten Auslassen ebensolcher, dem Satz, der Materialwahl, der Produktion und Umsetzung.

Da führen viele selbstentschuldigend die geringen Auflagen an und ich frage mich, ob im digitalen Zeitalter wirklich unbedingt alles gedruckt werden muss, nur weil das technisch möglich ist. Selbstverständlich gibt es immer Zwänge, aber man sollte sich die Frage gestatten, wie tief die Limbostange gehängt werden darf, auf dass man immer noch darunter durchzukriechen gewillt ist.

Ich wollte nichts aus der Hand geben und stelle mir womöglich damit selbst ein paar Beine. Schei*egal, dann nerve ich euch eben weiter auf Facebook. Das muss dann eben reichen.

Bruno SchulzComment