Combat

Was zur Hölle weiß Facebook, wovon ich (noch) nichts ahne? Ich schaue in den Spiegel und sehe einen sechsunfünfzig Jahre alten, zwei Meter großen, übergewichtigen, eher unsportlichen Mann, der in seiner Jugend aus Gewissensgründen einen zwanzigmonatigen Wehrersatzdienst in einem Krankenhaus als Pfleger abgeleistet hat. Ich bin kein „Prepper“ wie mein Freund Jörg Holsten, der sich für Jahre in seinem Atombunker unter seinem nur nach außen unscheinbaren, palastartigen Anwesen auf St. Pauli verschanzen könnte, gesichert durch topaktuelle Waffensysteme, die er im Schlaf beherrscht und mit denen er einem wütenden Tschetschenen aus tausend Metern Entfernung und in bewegtem Gelände zielsicher eine Filzlaus von der Sacknaht ballern könnte. Ohne allzu erhebliche Kollateralschäden. Ich habe auch keine Ahnung von Kampfsport von Kung-Fu bis Krav Maga, über die sich in den sozialen Netzwerken bis hinein in meinen Bekanntenkreis unzählige „Experten“ ausbreiten. Ich gebe gerne zu, dass ich mit dem richtigen Kommando schon ausgiebige Expeditionen mit derben Verlusten in den eigenen Reihen unternommen habe. Zum Beispiel auf die Reeperbahn, den Bad Kreuznacher Jahrmarkt oder auf Weinproben an önologisch geostrategischen Regionen wie dem Naheland, der Pfalz, in Rheinhessen, dem Rheingau oder an der Mosel und so weiter und so fort, was mich aber alles noch lange nicht als „Kampftrinker“ auszeichnete. Meine Tischmanieren und der routinierte Umgang mit Messer, Gabel und Löffel, ja selbst mit Stäbchen, verlangen kein Camouflage. Zur Nacht trage ich inzwischen lieber T-Shirt und Boxershorts, die Combataction ist Geschichte. Und zum lesen? Och bitte! Echt Facebook, was zur Hölle soll das …

Bruno SchulzComment