Sittervising.

Alle Mann raus!
Von mir aus gerne auch alle Männinnen.

„SITTERVISING“ hieß bei uns: „Nach dem Mittagessen treffen sich alle Kinder aus der Nachbarschaft draussen und dann schauen wir mal, was geht.“ Und bei meiner Mutter bedeutete es ungefähr am 7. Juni 1973: „Ihr seid wieder hier, wenn auf der Straße die Lampen angehen.“ Unsere hochneurotische Zivilisation im Jahr 2023 ist außer Rand und Band und scheinbar auf die Zielgerade eingebogen. Inzwischen wird aus jedem Mückenhusten ein Hype und Selbstverständlichkeiten brauchen einen schneidigen Brand. Es ist eine Frage von Sekunden, wann die ersten Selbsthilfefibeln die Grabbeltische beim Bücherhöker fluten, gemacht aus Bäumen, auf denen die Kinder besser hätten klettern sollen und „Spezialcoaches“ aufploppen wie die Pilze darunter im feuchten Herbst. Ich sehe sie schon bei Lanz wirr daherhalluzinieren und erahne in wenigen Augenblicken eine noch hysterischere Gegenbewegung der spaßbefreiten Gouvernanten in militärischer Façon. Und dann kommt womöglich noch der Vorwurf der kulturellen Appropriation, des Rassismus oder gar der Transfeindlichkeit, weil man seine Tochter als Räuber mit schmutzigem Gesicht - „Blackfacing“! - durch die Wiese streifen lässt, als wär‘s ein Baumwollfeld oder eine Teeplantage. Nicht zu vergessen das Wurstbrot auf die Hand als Proviant, so gar nicht aus Soja und ohne das eloquente Fooddesign exzentrischer Sachblogger*Innen … ach lassen wir das lieber. Guten Morgen.

#sittervising