Vom nur vermeintlichen Luxus der Professionalität.

Vom nur vermeintlichen Luxus der Professionalität.

Für manche Menschen scheint es angenehmer zu sein, mit Laien zu arbeiten, weil sie zwar bereits zu spüren bekommen haben, Expertise gut gebrauchen zu können, aber die professionelle Anamnese nebst Diagnostik, Therapie und mutigem Ausblick menschlich nicht aushalten können und betriebswirtschaftlich nur vermeintlich nicht aushalten wollen. Ihre Lösung ist eine kurzsichtige wie kurzfristige Discountkosmetik durch schlichte, aber nette, autodidaktische und damit akademisch unbelastete Hobbykünstler, mit der die ihre Herausforderung kaschieren, vielleicht verschieben, aber sicher nicht beheben.

Nicht selten überzeugen Laienkreative die Hilfesuchenden problemlos in Ermangelung jeden Selbstzweifels und in der Leichtgängigkeit ihrer „Lösungen“, die sich nicht selten in bunten Bildchen erschöpfen ohne jedes Erfassen von Zusammenhängen. Da sind disruptive Entwicklungen und Prozesse nicht zu erwarten, denn die sind echte Arbeit und nicht nur blinkendlärmige Kulisse.

Die Hobbykommunikationsexperten gefallen vielen Unternehmern, weil sie in stumpfem Aktionismus sofort loslegen und sich und ihren Kunden jede mühevolle Reflexion bequemerweise als unnötig ersparen. "Bestandsaufnahme? Bedarfsanalyse? Strategie? Ach was: das ist doch Schnickschnack!"

Das Problem potenziert sich noch, wenn viele Laien gerne mit anderen Blendern zusammenarbeiten, um sich gegenseitig schulterklopfend peinliches Nachgreifen zu ersparen. Will man das?

Tragisch wird es, wenn solche Leute kreative Frischlinge und Berufseinsteiger auf ihrem Weg begleiten und damit nur schwer auszuschleifende Fehlroutinen austreten.

Vielleicht geht man besser hier und da mit dem Hund raus an die frische Luft und lässt sich mal die Sonne auf den Kopf scheinen, der - Überraschung! - ja nicht nur zum Mützetragen gewachsen ist.

Unsere Agentur schulzundtebbe hat sich nach einigem hin und her entschieden, gesteigerten Wert auf Aus- und Weiterbildung zu legen. Nachdem man uns mit gefälschten Portfolios und arg geschönten Lebensläufen hinter das Licht führen wollte und wir erfahren mussten, was das mangelnde Rüstzeug nicht nur für uns, sondern auch für den betroffenen Mitarbeiter selbst bedeutete. Was soll dabei herauskommen, wenn man stets im ganz kleinen Karo Quartier nehmen muss, weil man nie gelernt hat, dieses zu verlassen.

Als rustikaler Koberer muss man den Unterschied zwischen Pixel und Vektor nicht kennen, als Kreativchef wär’s schon besser. Und Orthografie und Grammatik haben noch keinem geschadet.

Vielleicht war es doch nicht so schlecht, als man noch den fachlichen Nachweis zu erbringen hatte, um ein Handwerk auszuüben. Stellen wir uns doch mal vor, ein Unbeschulter wollte sich um die Sicherheitselektronik Ihres Fahrzeuges kümmern und ab morgen wollten alle Gefäßchirurgen sein, nur weil es plötzlich hip ist?

Besser nicht.