Architektur und Assoziation

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Die Elbphilharmonie erinnert an ein Segelschiff, und das Olympiastadion in Peking sieht aus wie ein Vogelnest. Beide Entwürfe stammen von den Basler Star-Architekten Herzog & de Meuron. Immer wieder gelingt es ihnen, mit ihren Bauten griffige Assoziationen zu wecken. „Ihre große Stärke ist es, Bilder zu bauen“, sagt die Konstanzer Architektin Maria Kollmann vom Bund Deutscher Architekten (BDA) über die Schweizer Kollegen. „Das ist toll, weil jeder etwas davon hat. Der Laie freut sich, dass er beispielsweise eine Scheune erkannt hat, und der Kenner freut sich beim Begehen des Gebäudes an der Tiefe und Vielschichtigkeit des Entwurfs. Gibt es jedoch auf den zweiten Blick nichts mehr zu entdecken, dann kann das Bild schnell zur Banalität werden, wie eine Form ohne Inhalt.“

Ob die Assoziationen, die manche Bauwerke in Menschen wecken, auch von den Architekten so beabsichtigt waren, ist dabei keineswegs ausgemacht. Bilder entstehen im Kopf des Betrachters. Und nicht immer funktioniert das so leicht wie bei vielen Bauten von Herzog & de Meuron. Zur Handschrift anderer Architekten mag gehören, dass sie sich gegen den Versuch, sie auf ein Bild herunterzubrechen, geradezu sperren. Über die Qualität ist damit im Einzelfall wenig ausgesagt. Spaß macht es aber trotzdem, sich auf diese Weise der Architektur zu nähern.

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Nicht immer also sind die Assoziationen, die Architektur im Betrachter weckt, schmeichelhaft. Doch genau diese Vieldeutigkeit macht sie auch spannend.

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Das schrieb die mir persönlich nicht bekannte Journalistin Elisabeth Schwind am 23. März 2017 in ihrem interessanten Artikel für den Südkurier, auf den ich kürzlich stieß, als ich für das Thema „Architekturassoziationen im kulturellen Kontext“ stieß. Vier Jahre übrigens vor der Eröffnung des W-Hotel zu Edinburgh des Büros Jestico + Whiles in Kooperation mit Allan Murray Architects im Jahr 2021, inzwischen selbstverständlich preisdekoriert.

Für mich sind Bauwerk und Text wie füreinander gemacht. Wie Schraube und Mutter. Zusammen einfach noch besser. Da muss man nichts paraphrasieren und nichts dazuersinnen.

Bruno SchulzComment