Tante

Die Tante.

Viele von uns „um die 60“ hatte in ihrer Kindheit und Jugend eine solche Tante, für die sich die ganze Familie schämte und über die auf den Hochadelskonventen gerne abfällig getuschelt wurde. Vor allem von den eingeheirateten Miesepetras, die ihren exklusiven Genpool kompromittiert sahen.

Ich erinnere mich gerne an Tante Inge, bei der man sehr entspannte Ferien verbringen konnte: „Du hast Hunger? Den Kühlschrank wirst Du wohl finden?!“ Meistens wurde dann etwas bestellt. Feste Termine? Fehlanzeige! „Ihr habt Ferien? Ich auch!“

Rauchen ging natürlich klar. Und auch beim Bier gab es kein hysterisches Theater, so dass man schnell das übermäßige Interesse daran verlor. Widerstand und Auflehnung zwecklos. Gegen was auch? Sie legte ja selbst immer noch 'ne Schippe drauf.

Besser, man hat auf „Record“ umgeschaltet, denn hier gab es einiges für das echte Leben zu lernen und das konnte man selbst als pubertätsblinder Krawallmichel augenblicklich realisieren.

Die Nachbarstochter schüchtern zu freien, wurde da mit „was willst du von dem Bauernflittchen“ quittiert: „die hat doch keine Klasse. Zum üben vielleicht, pass aber wenigstens auf.“ Wobei ich an dieser Stelle noch stundenlang über die unterschiedlichen Ideen von „Stil und Klasse“ referieren könnte.

Darauf erst mal eine „Lord Extra“ und einen kleinen Eimer „Remy Martin“ hinterher. Nur für den Kreislauf, versteht sich. Zum Wohl …

Bruno SchulzComment