Phileas Fogg

Phileas Fogg

Ich habe mir die Talkshow nicht angeschaut. Das liegt aber weniger am mitteilsamen Forschungsdrang des jungen Phileas Fogg, als an der Inflation solcher Formate und meiner abnehmenden Begabung zu Aufmerksamkeit und Konzentration. Immerhin darin klappt es wie von selbst.

Welchen Sinn es haben kann, sich mit 24 Jahren alle 195 Nationen in den Pass stempeln zu lassen, wird mir wahrscheinlich unerschlossen bleiben, von umfänglich „gesehen“ kann vermutlich keine Rede sein. Alle Politik auszublenden, finde ich zudem ein wenig arg naiv bis ignorant, der Jugend sei das allerdings zugestanden. Sonst kommt sie ja zu nix.

Als Statement finde ich die Aktion in Gänze schon ganz interessant, weil antizyklisch in Zeiten, in denen die Welt wieder kleiner zu werden scheint und die weissen Flecken auf den Karten offenkundig wieder anwachsen. „Hic sunt dracones“? Wohl kaum, wenn ein Sonnenschein wie Luca Pferdmenges belegt, dass es geht, wenn man nur will, wenn auch aus reichlich privilegierter Perspektive.

Wie auch immer: nach seiner mehr oder weniger holistischen Aufsicht, hat der Rastlose ja nun möglicherweise die Gelegenheit, manche seiner Stationen im Nachgang noch einmal aufmerksamer durchzunehmen und tatsächlich zu erleben, um sich ein realistisches Bild vor Ort machen zu können, ohne dass ihm der eigene Fahrtwind den Einblick eintrübt. Sein Bettelarmbändchen kann er ja nun getrost ablegen. In jedem Fall setzt er mit seiner Geschichte positive Signale, sich auf den Weg zu machen, finde ich. Und wenn es nur darum geht, den Kopf mal wieder über den Tellerrand zu heben. Gut gemacht.

Bruno SchulzComment