von Dialogen in den Sozialen Medien.

„Ironie findet die Nähe zur Wahrheit in der Distanz.“

Der Begriff „Ironie“ stammt aus dem Altgriechischen, bedeutet wörtlich „Vortäuschung“ oder „Verstellung“ und beschreibt grundsätzlich eine rhetorische Figur. Dazu werden Behauptungen aufgestellt, die mit der wahren Einstellung oder Überzeugung des sich Mitteilenden nichts zu tun haben. Dieser reicht die seinem ausgewählten Publikum allerdings ganz oder zumindest teilweise verständlich mit durch.

Die rhetorische oder instrumentelle Ironie ist ein Werkzeug zur Selbstdistanzierung von Zitiertem oder eben Methode, Personen polemisch zu adressieren. Daneben gibt es noch die sogenannte romantische Ironie in der Literatur oder auch die objektive Ironie, beispielsweise zur Darstellung von Ereignisfolgen, gegensätzlich oder vorwegnehmend, aber das führt mir hier jetzt gerade vielleicht ein bisschen zu weit.

Zurück zur rhetorischen Ironie. Die schlichteste Variante, sozusagen die „Ironie light“, ist das exakte Gegenteil von dem zu behaupten, was man tatsächlich meint. Um allen Missverständnissen vorzubeugen, begleitet man die Aussage idealerweise mit sogenannten „Ironiesignalen“. Das nimmt dem Ganzen zwar schon jede Menge Charme, aber verhindert eben oft auch bizarre Interpretationsansätze. Dabei helfen Mimik, Gestik, die Betonung oder auch der Einsatz von Anführungszeichen und einiges mehr. Solche Signale machen dem Adressaten stufenlos regelbar deutlich, dass der Absender seine Aussage bitte nicht wörtlich, sondern ironisch verdaut wissen will. Und manchmal hilft da nur noch Grobmotorik, ein Entschlüsseln bis auf die Knochen, um den matten Augen des Gegenübers ein wenig Glanz zu verleihen. 

Das Verstehen von Ironie wurzelt im gemeinsamen Wissen und in gemeinsamen Überzeugungen. Die Ironie verletzt vermeintlich diesen gemeinsamen Kenntnisstand und widerspricht den Erwartungen. Sie ist Bewertungskommunikation, einvernehmlich oder nicht, vollkommen egal.

Über das Gelingen von Ironie entscheidet neben einer realistischen Reflexion des eigenen Wissens, vor allem eine erfolgreiche Einschätzung des Wissens des Enpfängers und die Fähigkeit, dessen Gedankenentwicklungen abzuschätzen.

Es gibt tatsächlich so etwas wie ein unausgesprochenes Ironierecht, korrespondierend zu Hierarchien. Und die Ironie als Gradmesser vermeintlicher oder offensichtlicher, intellektueller Unterschiede. Darauf und auf weitere Details müssen wir an dieser Stelle jetzt aber nicht mehr einsteigen.

Denn eigentlich geht es mir und hier ja weniger um einen Definitionsversuch zur Ironie, als um den Ursachenbeleg des oftmaligen Scheiterns von Dialogen in den Sozialen Medien und um das katastrophale Metastasieren von Missverständnissen in zahllosen Threads.

Und damit wird diese Durchnahme von Ironie nicht nur eigentlich schon zu ihrerselbst ... quod erat demonstrandum.

Die Katze beisst sich in den Schwanz.

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Bruno SchulzComment