Abracadabra.

In den letzten Monaten höre ich im erweiterten Bekanntenkreis immer häufiger von dem interessanten wie seltsamen Wunsch, dass der eigene Partner doch bitte einfach so verschwinden möge. Abgepflückt. Eine magische Fremdbefreiung von den eigenen Alltagsbefindlichkeiten. Aus der Langzeitbeziehung. Durch eine nette Fee, oder einen sorgsamen Prinzen. Zugestanden hübsch, aber nicht zu attraktiv. Natürlich. Nicht attraktiver als man selbst. Alltagstauglich müßte die sein und unbedingt zuverlässig. Oder der. Egal. Man wünscht dem Partner eine richtige Romanze. Schnell lodernd und hinreichend volumig, so dass man sich im Schatten der üppig blühenden Rosenhecke alsbald verdünnisieren kann. Ein tiefes Aufatmen inklusive. Das kann man schon oft und überall als Hausfrauenkredit wahrnehmen. Man muss nur aufmerksam genug hinhören.

Da werden Wanderer phantasiert, die sich unbeobachtet glaubend über den Zaun recken, um all die Äpfel zu stehlen, die nicht mehr so recht schmecken mögen. Die Mundräuber betreten dabei nicht einmal das liebgeschätzte Terroir und bringt auch nichts durcheinander. Alles bleibt beim Alten. "Ich bleibe natürlich im Haus!" "Bitte, bitte, nimm den Apfel mit", lügen sich die Trennungshoffenden in ihre Taschen.

Ich assoziiere ein „Wegbeamen“ à la Kirk, Spock und Enterprise: „Mr. Scott, please energize.“ Sirrr - schon sind sie weg, die über Dekaden unverzichtbaren Partnerinnen und Partner. Vom Pappmachéplaneten „Zuhause“. Was zurückbleibt, ist wie zuvor. Ganz wie bei den Neutronenwaffen im Zeitalter eines Ronald Reagan. Westernmanier. Übrig bleiben Kubaturen und Kakerlaken. Kalter Krieg. Das passt.

Das alles klingt nicht so richtig empathisch. Und auch nicht unbedingt ehrlich. Lassen wir die vielleicht schmerzlichen Konsequenzen für den langjährigen Partner mal außen vor. Den hat man ja offensichtlich schon länger abgeschrieben. Eigentlich. Wenn’s halt nicht gar so unbequem wäre. Ökonomisch und in den Alltagsroutinen. Dürfte er denn bleiben, wenn er nur noch in Erscheinung träte bei den Dingen, die das Leben erleichtern? Und dann prompt wieder verschwände? In der Wunderlampe? Wie oft würde man noch an der Lampe reiben und warum? Mal ehrlich. Kassensturz.

Geht es tatsächlich um Freiheit? Mit allen Vor- und Nachteilen? Ich finde, die eigene Freiheit muss man sich verdienen. Die gibt es nicht umsonst. Sich erarbeiten, eigenständig und selbstverantwortlich. Ohne Abhängigkeiten. Der Weg zur eigenen Freiheit ist wie die klassische Heldenreise mit allen Höhen und Tiefen gesäumt, mit Prüfungen und Auseinandersetzungen. Und Kämpfen. Die schlimmsten Kämpfe trägt man ohnehin mit sich selbst aus. Ganz allein. Mit kleinen und großen Momenten und einem guten Gefühl am Ende. Zum Lohn. "Und wenn es nicht gut wird, dann ist es noch nicht das Ende" (Oscar Wilde).

Ist der Wunsch zur eigenen Freiheit ehrlich oder eine Wohlstandslaune? Einfach so dahergesagt? Unreflektiert und egozentrisch? Da sollte man unbedingt aufrichtig sein. Denn man hat nur dieses eine Leben.

Der Wunsch ist echt? Spring!

"Freiheit kann man nicht versichern!"

Karl Feldkamp

Bruno SchulzComment