„Jungfraun platzen männertoll“

Ich freue mich gerade über die Gedichte meines Großonkels Friedrich Wilhelm Wagner (1892-1932). Der war ein passionierter Träumer und ambitionierter Morphinist. Letzteres brachte ihn zwischenzeitlich in die Irrenanstalt und ließ ihn dann leider auch scheitern. Ein trauriges Schicksal. Ich mag sein vor allem lyrisches Werk, das dem Expressionismus zugerechnet wird. „Jungfraun platzen männertoll“ ist großartig. Erschienen 1920 in Hannover. Wiederentdeckt in den 80ern durch die Uni Siegen in der Reihe „Vergessene Autoren der Moderne“.

Deine sanfte Liebe
Macht mein Blut ganz still
Und ich weiß es wieder,
Was ich, träumend, will

Alle heißen Qualen
Löschen zitternd aus.
Gut umhegt, im Abend,
Hell erstrahlt mein Haus.

Allen Dingen wieder
Lächelnd, gut gesinnt,
Schweif ich durch mein Leben,
Träumer, Held und Kind.

(Friedrich Wilhelm Wagner)

Bruno SchulzComment