„Madleen“ (hic sunt dragones)

„Madleen“
(hic sunt dragones)

In den letzten Tagen habe ich das unwürdige Tammtamm um die im englischen Hamasumfeld als „Freedom Flotilla“ organisierte Propaganda-Butterfahrt der Greta Thunberg und ihrer halbgaren Protesthipster-Entourage verfolgt, die sich doch tatsächlich selbstbesoffen von Sizilien aus mit lediglich zwei Zentnern Mehl, wenigen Handprothesen, einem Sack Hygienekits und ein paar Keksdosen für ihre einschlägige Öffentlichkeit auf einen kleidsamen Segelturn machten, ganz Gaza vor dem Hungertod zu bewahren, als mochten sie die Nummer der „wundersamen Brotvermehrung“ aus allen vier Evangelien gleichzeitig noch einmal durchziehen und damit die „5.000 speisen“, respektive zwei Millionen. Echt jetzt Leute? Das Mätzchen ist doch so transparent wie eine Fensterglasbrille für Normalsichtige

Es ging dabei wohl eher und vor allem um die eigene Visibility, wie das im Marketingdenglischen neumodisch heisst. Und „Marketing“ trifft es gut. Eigenmarketing. Selbstvermarktung. Personal Branding. Man konnte immer wieder despektierlich „Selfie-Yacht“ lesen, aber ich glaube, das trifft es ausgezeichnet.

So wollten sie Israel also mit dem Versuch, rechtswidrig in den Küstenstrafraum einzudringen, um nur vermeintlich ein Abseitstor zu erzielen, eigentlich per deren rechtskonformen Eingriffs als kalte Killertruppe demaskieren und das Ganze als PR-Zirkusnummer medial inszenieren. Es gab da doch vor Jahren schon einmal einen solchen Durchbruchversuch, der blutig endete. Dass damals Waffen an die Hamas geliefert werden sollten, wird heute geflissentlich unterschlagen. So wie die dokumentierte, klebrige Hamas- und Hisbollahnähe der jetzt mitreisenden Kadetten und die bekannte direkte Verbindung des Initiators zu den Menschenschindern.

Wer da noch naiv eine humanitäre Aktion halluziniert, dem kann nicht mehr geholfen werden. Ist das diese bizarre Sehnsucht nach Helden, die für einen die Welten retten, während man seine mit Käse garnierten Nachos in die Chilitunke taucht? Schwarz und weiss? Wie lachhaft! Greta taugt nicht als Hybrid aus Pippi Langstrumpf und Che Guevara, wie von ihren denkschwachen Adoranten idealisiert. Im Gegensatz zu Greta hat Pippi immer ganz genau hingeschaut, um immer integer unkonventionelle, aber praktikable Lösungen anzubieten und Che Guevara sah wenigstens hübsch aus und hatte die Haare schön, als er auf dem Moped durch Lateinamerika stotterte.

Worauf wir uns auf alle Fälle einigen können sollten ist, dass Schlächter wie Yahya Sinwar kaum zum Robin Hood taugen, wenn sie so hemmungslos die eigenen Leute für ihr, sich zum Bersten füllendes Konto verbrennen. Er machte keinen Hehl daraus, die eigene Bevölkerung als Wirkungsgeiseln coram publico einzuordnen.

Das Elend der Zivilbevölkerung in Gaza ist groß, die Lebensumstände desaströs, menschenunwürdig, es muss geholfen werden und man kann sicher über die Ursachen debattieren. Dazu sollte man sich allerdings mit der ganzheitlichen Gemengelage beschäftigen wollen: vermutlich sind nicht alle Israelis gut, so wie nicht alle Palästinenser per se schlecht sein werden. Warum auch? Es ist allerdings wohl ganz sicher unmöglich, eine holistische Aufsicht zu wagen, wenn man wesentliche Teile der Tragödie einfach ausblendet, weil es da halt nur um ein paar Juden geht.

Man muss keine geschichtsvergessene Nakba auftischen, um dabei die Vertreibung der 950.000 Juden aus dem Maghreb und dem Orient nach der israelischen Staatsgründung zu leugnen. Man muss nicht darüber schweigen, dass Gaza seit 2005 „judenfrei“ ist, und Milliardenhilfen aus aller Welt in Tod und Terror versickert sind, statt eine sinnstiftende Infrastruktur zu stärken. Man könnte stundenlang weiter aufzählen, aber das erspare ich uns an dieser Stelle. Die Dinge sind alle ziemlich leicht zu recherchieren für diejenigen, die sich einen ernsthaften Überblick verschaffen möchten. Alle anderen vertrauen lieber auf schlichtes, perfides Storytelling, die Welt als Winnetoufilm mit „edlen Wilden“ und einfachen Gut-Böse-Signalen. Auf starke emotionale Bilder ohne Realitätscheck. Sie könnten sich genauso gut „Dune“ in der Verfilmung von Dennis Villeneuve reinziehen und erkennen in Benjamin Netanjahu einen Baron Wladimir Harkonnen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: der Netanjahu ist ein schlimmer Finger, aber reicht das, eine ganze Nation in Sippenhaft zu nehmen?

Dass 70 Prozent der Zivilbevölkerung Gazas bis zuletzt hinter der Hamas standen und zahlreich an den grausamen Taten des 7. Oktober 2023 beteiligt waren oder diese jellend mit Süßem feierten, betanzten und beklatschten, wurde einfach ignoriert, verdrängt oder geriet alsbald zum Opfer der menschlichen Gabe des Vergessens.

In den sozialen Medien liest man schon wieder regelmäßig von den Juden als „Kindermörder “ und „Brunnenvergifter“, den uralten und ewigen antisemitischen Ressentiments aus dem Mittelalter. Die Leute hier haben den Juden den Holocaust wohl noch immer nicht verziehen. Aber sie meinen, jetzt wieder schamlos zeigen zu dürfen, wessen Geistes Kind sie.sind.

Somit hat Greta, das fleischgewordene Aufstampferchen und Ikone der Gehirnerweichten also doch einen unbedingten Symbolcharakter. Sie lehnt es einfach ab, sich mit der Dokumentation des Unfassbaren wie des 7. Oktober 2023 beschäftigen zu müssen. Sie schwafelt dafür lieber von ihrer Entführung durch die IDF bei Evian und Pastramisandwich und mochte sich nicht entblöden von unmenschlicher Behandlung durch die Israelis zu salbadern, weil sie ihrer Gurkentruppe nicht noch einmal zum Abschied leise Servus zugrunzen durfte, sondern stattdessen in den Flieger nachhause gesetzt wurde wie ein Gör, das auf der Klassenfahrt pubertär entgleist ist. Das sollte sie mal den Geiseln, die noch immer in den Tunneln von Gaza dahinvegetieren und deren Angehörigen erzählen: ihre egozentrische Definition von „Entführung. Wer einen solchen Schwachfug propagiert, muss nicht angehört werden. Greta & Co. stehen für diese neue Generation an Revolutionären, die ihre Wirkkraft in Aufmerksamkeitsökonomie bemessen und nicht in Sinnhaftigkeit.

Geholfen ist den Familien in Gaza mit solchen Egotrips jedenfalls ganz sicher nicht, die als Solidaradresse verpackt werden, um schamlos die eigene Prominenz zu füttern und die Halbwertzeit einer Terrororganisation unnötig zu verlängern, die den Krieg zum Selbsterhalt zelebriert und die eigenen Leute missbraucht, um die Welt zu erpressen für ein extrem unappetitliches Geschäftsmodell, dessen Nutznießer unter komfortablen Umständen ihr Milliardärsdasein in den Kleptokraturen befreundeter Scheichs fristen, während sie palästinensischen Kindern die Lebensmittel stehlen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verhökern für mehr Waffen, Terror, Elend und Kohle auf dem schweizer Nummernkonto.

Aber diese Abstraktion scheinen Frank und Brigitte Mustermann hirnorganisch nicht meistern zu können und so kultivieren sie lieber weiter ihren schlichten, als „Israelkritik“ dekorierten Antisemitismus und replizieren empört den unsäglichen Stuss vom Genozid - größer geht es gerade nicht - ohne den auch nur halbwegs sinnstiftend bezeichnen zu können. Für sie scheint es ohnehin keine Misstände auf der Erde zu geben, in die kein Jude verwickelt ist. Sudan, Jemen, Somalia, Ukraine ... war da was? Die selbstverständliche jüdische Inverantwortungsnahme für alles Übel ist ihr gerechtes Bauchgefühl, auf das sie sich schon seit Generationen immer verlassen konnten. Wer die Welt nur noch in durchgewischten Bildern mit Emojis bewerten kann und will, um das mit Reflexion und Haltung zu verwechseln und seine gratismutigen Kommentare in einem Facebookthread als wirksame Aktion deliriert, sollte unbedingt mal wieder an die frische Luft gehen, ferne Länder bereisen und sich ein paar authentische Erfahrungen verschaffen. Nein, ein Cluburlaub auf Djerba zählt nicht.

Nachtrag: als ich meine paar Zeilen geschrieben habe, hatte ich noch keine Kenntnis davon, dass die TAZ am 10. Juni wieder einmal ihren notorischsten Judenfresser Daniel Bax von der Leine gelassen hat, der die Thunberg-Regatta im Sinne seiner pathologischen Aversionen derart umzudeuten verstand, dass ihm in diesem Monat wohl mühelos das „Alfred-Rosenberg-Gedenkreuz“, gerahmt von abgestandenem Eichelkäse, verliehen werden müsste. Ich wollte das nicht mehr in den Text hineinfriemeln, verweise aber eindringlichst auf die Verantwortung unserer Premiummedien, wenn sie solchen Hasspredigern den Raum schenken für ihren monotonen, antisemitischen Singsang und dafür sorgen, dass unsere deutschen Mitbürger jüdischen Glaubens sich hier nirgends mehr sicher fühlen können. Danke für nichts. Das Karma wird euch holen.

Bruno SchulzComment