Prompt enscheniert!
Prompt enscheniert!
Er ist kein Mensch, er ist kein Tier,
... er ist ein Prompt-Engineer.
Noch ist "Prompt Engineering“ die überkandidelte Bezeichnung für einen Job, bei dem Eingaben oder Anfragen (Prompts) für künstliche Intelligenz-Systeme entworfen oder optimiert werden für möglichst präzise und relevante Antworten. Die Tätigkeit erfordert ein tiefes Verständnis sowohl der Funktionsweise von „Large Language Models“, als auch der Nuancen natürlicher Sprache, um die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu verbessern. Und da liegt bereits der Hase im Pfeffer, denn die meisten dieser „Experten“ kommen aus dem IT-Umfeld. Viel diametraler könnten sich die Welten der Kommunikation kaum gegenüberstehen.
Warum eigentlich „noch“? Im Moment mag „Prompt Engineering“ vielleicht gerade noch der heiße Scheiß sein. In den letzten Monaten schossen die Workshops, Masterclasses, Coaches, Jobs und Businessprofile bei XING und LinkedIn wie Pilze aus dem feuchtwarmen Waldboden.
Die KI im allgemeinen und ihre spezifischeren Lösungen im besonderen entwickeln sich jedoch schneller als der Takt der Flügelschläge eines Kolibris. Die KI lernt und verbessert sich daraus nanosekündlich. Und sie verüberflüssigt den „Prompt Engineer“ noch schneller, als dieser in Erscheinung getreten ist und Papp sagen kann. Es dauert nicht mehr lange und die KI weiß was der Anwender möchte, während dieser das noch gar nicht zuendegedacht hat und oft ist das vielleicht auch besser so.
Was viele Leute vergessen, wenn sie ganz andächtig konspirativ vom „Prompt Engineering“ flüstern und magische Mythen und Formeln raunen, wie sie das schon immer taten, wenn ihnen ein Gelände unvertraut blieb - hic sunt dracones - ist, dass die KI nur so gut liefern kann, wie es ihr abverlangt wird. Ohne Phantasie, kann nichts Phantasievolles entstehen. Menschen lassen sich gerne blenden und feiern ihren Petrosilius Zwackelmann, wenn der vorgibt, Pech in Gold zu verwandeln. Abseits der zauberschnellen Beschaffung von Information, wirken die Bemühungen, KI für kreative Prozesse einzusetzen wie zuckersüße Fuselcocktails. Ungeübte lassen sich überraschen, viele sind begeistert, alle bekommen ihren Kater.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich selbst bin begeistert von den Möglichkeiten der KI und den zahlreichen großartigen Tools, die mein Leben ständig erleichtern. Gerade in den stumpfen Marketingroutinen. Das Denken wird sie uns jedoch garantiert nicht abnehmen, jedenfalls nicht allen, denn was ihr abgeht, sind Impulse, Innovationen, der göttliche Funke. Das macht sie für viele auch so magisch, denen genau das ebenfalls abgeht und von daher dieser Mangel kaum auffällt.
Die Inflation der aktuellen „Prompt Egineers“ erinnert mich an ein berühmtes Zitat der Popikone Madonna: „(…) Sie wissen zwar nicht genau, was sie tun. Aber sie tun es die ganze Nacht.“ Besser, sie fragen schon mal ChatGPT, Claude, Gemini oder Perplexity und wie sie alle heissen, was sie künftig tun sollten.
ChatGPT empfiehlt, sich fortlaufend weiterzubilden, neue Fähigkeiten in angrenzenden Bereichen wie Datenanalyse, maschinellem Lernen oder UX-Design zu entwickeln und sich auf kreative Anwendungen von KI zu konzentrieren. Flexibilität und Innovationsgeist sind entscheidend, um sich an die sich verändernde Technologielandschaft anzupassen.
Innovationsgeist ist entscheidend? Ja klar! Weil KI genau das selbst nicht kann.
Noam Chomsky ist ein Intellektueller, der es mir mit seinen Ansichten kaum immer leicht macht. Unbestritten ist er aber emeritierter Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology und hat sich neben seiner Arbeit als Sprach- und Kognitionsforscher auch als Philosoph verdient gemacht. Er hält die aktuelle Form der KI für „High-Tech-Plagiarismus“. So ist es, genau das liegt in der Natur der Sache.
Man zieht die Badehose zum Baden an. Aber es liegt nicht an der Badehose, wenn der Bauer nicht schwimmen kann.
Guten Morgen.