... mach es mit der Hand!

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Das Schreiben von Hand ist ein komotorischer Prozess. Es ist ein Irrtum, dass es dabei nur darum geht, einzelne Buchstaben isoliert zu verschriftlichen. Das Ziel ist vielmehr das Verfassen und daraus Erfassen ganzer Buchstabenfolgen, also von sprachlichen Einheiten, vor allem von Silben und Morphemen. 

Regelmäßige, geübte Schreiber rhythmisieren an Letzteren entlang, schwachen Schreibern gelingt das nicht, sie verstolpern sich. Fakt ist: verbundene Schriften machen sprachliche Einheiten erst als verbundene Einheiten erkennbar.

Solche Details sind den korridorsichtigen Apologeten von Digitalpropheten wie dem Googlelobbyisten Jeff Jarvis natürlich vollkommen schnuppe. In deren, jeder holistischen Aufsicht entbundenen Kreisen gelten die Handnotierenden als aus der Zeit gefallene Neandertaler. Zerebral vollkommen ausgebeint, denken diese vermeintlichen digitalen Visionäre nur noch binär in Null und Eins, Schwarz und Weiss und vergessen darüber den space between, den es zu erspüren und zu erfassen und daraus zu begreifen gilt. Das Schreiben von Hand ist den Wissenden immer auch ein sensorisches Erlebnis, Analphabetismus vielmehr als nur der Verlust von Buchstaben.

Nehmt doch mal wieder einen Bleistift zur Hand und schreibt was auf. Am besten gleich.

PS: bei mir wird das Schreiben regelmäßig schnell zum „graphic recording“. Von daher ist ein skizzengängiger Stift unerlässlich.

Bruno SchulzComment