"Das soziale Lektorat"

(Wilhelm Busch)

(Wilhelm Busch)

Neben dem ohnehin regelmäßigen pathologischen Korrektorat in den sozialen Medien in Sachen Orthografie und Grammatik, sachkundig oder nicht - ganz egal, erfasst uns inzwischen eine gewaltige Welle an moralischem Lektorat, so inflationär wie unaufgefordert.

Viele Zeitgenossen machen sich gar nicht mehr die Mühe zu originären Gedanken, sondern fühlen sich lieber gleich parasitär in fremde Ideen hinein, kapern sie, vereinnahmen sie gänzlich, um dann auch noch schmerzfrei übergriffig ganz nach Tagesbefindlichkeit und aktuellem Mainstreamchen daran herumzubiegen und zu beschneiden, so lange zu feilen und zu remixen, bis sie dem persönlichen Kompass endlich genüge zu tun vermögen:

„willst Du das nicht lieber so formulieren, willst Du das nicht lieber weglassen, ist das nicht zu viel … oder zu wenig, das kannst Du so nicht gemeint haben?“ „Wie schmackhaft: Dein Socken in meiner Suppe. Überraschung: ich habe es genau so geschrieben, weil ich es so wollte. Herzlichen Dank also für Deine Penetranz.“

Inzwischen empfinde ich die „Blockier“-Option auf Facebook als wahren Segen und transformiere diese hochwirksame Kommunikationsaxt immer häufiger zurück ins echte Leben.

Na siehste, geht doch. Leben ist schön.