Happy Gin & Tonic Day.

Nur knapp vorbeigeschrammt, war eigentlich schon gestern der 19. Oktober 2021 und damit der 11. „International Gin & Tonic Day“ zur Erinnerung an Mary Edith Keyburn, die hochbetagt mit stattlichen fünfundneunzig Jahren am 19. Oktober 2010 von ihrem Recht auf Ableben Gebrauch machte für ihre unerschütterliche Liebe zum berühmten, namensstiftenden Highball-Longdrink und die sagenhafte Konsequenz, diesen bis zum letzten Atemzug unverschütterlich in der erkaltenden rechten Hand gehalten zu haben auf ihrem Sterbelager im lokalen Lazarett. So geht zumindest die Legende.

In den USA kennt man außerdem zur Distanzverkürzung des über alle Einwände erhabenen Feiertagskonsums in etwa auf Halbzeit noch den jährlichen „National Gin & Tonic Day“, jeweils am 9. April.

Und eigentlich ist da ja auch noch der Weltmalariatag am 25. April, der sich aus medizinhistorischen Aspekten ausgezeichnet mit einem „Gin & Tonic“ begehen ließe. Selbstverständlich exklusiv zur moralingerechten Prophylaxe. Und damit wären wir auch schon mittendrin in der Entstehungsgeschichte des stets erfrischenden Jubilars, der seinen eigentlichen Ursprung in dem edlen Ansinnen fand, ein wirksames aber scheusslich schmeckendes Heilmittel etwas bekömmlicher zu gestalten.

Das fiebersenkende und malariabedeutsame Tonicwater war einst beinahe so bitter wie das Schicksal derer, die früher die lateinamerikanische Chinarinde unter der Knute ihrer spanischen Kolonisatoren zu sammeln hatten, aus der erst sehr viel später im 19. Jahrhundert das hochwirksame Chinin isoliert werden konnte. Und um ein Bonmot des ersten Mondbegehers Neil Armstrongs zu bemühen "That's one small step for a man, one giant leap for mankind“ - ein kleiner Schritt für die Wissenschaftler, aber ein Riesending für das Wohlsein der gesamten Menschheit, denn lange hatten die Jesuiten die exklusiven Vertriebsrechte an der Chinarinde und deren Handeln war nicht bevorzugt empathiegetrieben, ganz vorsichtig formuliert. Die Lizenz zum Gelddrucken hatten sich die Glaubensmänner im 16. Jahrhunder erwirkt durch ihren Bruder Barnabas Cobo, der den heissen Schei* aus den Kolonien nach Madrid expedierte und den Kardinal Juan de Lugo, der die Nummer dann in Rom einführte bis in den heiligen Stuhl hinein.

Um die Kurve zu kriegen: die Synthetisierung brachte erst sehr viel später den entscheidenden Hebel und den ersehnten Erfolg, wobei sie umfänglich tatsächlich erst 1970 gelang.

Den Gin begann man übrigens schon erheblich früher einzumischen, um den Geschmack anzuheben und den Verzehr gustativ zu vereinfachen. Ab sofort wurde die Malariaprophylaxe zur Lieblingsarznei aller schluckfreudiger Tropenreisender, darunter auch jener, die allenfalls mit dem Finger auf Omas Leuchtglobus unterwegs waren und demnach nicht nur wegen der Fernwehhalluzinationen zu strahlen begannen.

Im Kontext meines Beitrags entsinne ich mich gerne meiner einstigen Bekannten Conny Petzke, die vor einigen Jahren und leider viel zu früh mit einem beschi**enen Krebsleiden von uns gegangen ist. Als wenn es da je einen richtigen Zeitpunkt gäbe. Conny war die Gründerin der nach ihr spitzbenamten legendären Bar „Coco“ zu Magdeburg, in die es mich vor vielen, vielen Monden erstmals spülte, nach einem ausladenden, zehrenden Kundentermin mit anschließender Schlaflosigkeit. Das „Coco“ präsentierte sich als rettende Oase. Ein „Mos Eisley“ auf dem Wüstenplaneten Magdeburg. Damals zumindest.

Conny erwies sich als unterhaltsame Gastgeberin mit großem Herzen und bester Expertise in den unterschiedlichsten Spirituosendisziplinen. Ich fragte sie irgendwann mal nach ihrem Lieblingsgin und sie meinte, dass sie wohl "schon lange keine so bescheuerte Frage mehr gehört habe". Das käme doch natürlich auf die Uhrzeit an und die damit verbundene Gemütsverfassung. Wie wunderbar. In ihrem exzellenzgetriebenen Pragmatismus hatte sie selbstverständlich recht und eigentlich sollten wir ihr gedenken, häufiger und nicht nur darum.

Prost Euch allen. Hattet und habt schöne Feiertage: „Happy Gin & Tonic Days“, Ihr Lieben, heute und für alle Zeiten immer lieber öfter. Salute.

photo: Antociano/pixabay

Bruno SchulzComment