Manchmal möchte ich schon mit Dir.

Zu Roland Kaisers seit dem Mesozoikum andauernder Schlagerstarvita gibt es nun eine neue Begleitfibel: „Sonnenseite“ - die Autobiographie. Der hat die Redakteurin Anja Rützel den fiebrigfeuchten Text eines lichterloh fackelnden Fangirls gewidmet, den ich auf „Heim und Welt“ taxiert hätte, womöglich noch auf die BUNTE oder die GALA vielleicht, aber sicher kaum auf den SPIEGEL: „Buchstabier dein Begehren“. Nach Relotius und Co. scheint wirklich nichts mehr unmöglich. „Die Schweinigeleien“ finden im Hirn des Hörers statt.“ Wohl eher der Hörerin, warum so scheu mit der Bezeichnung der vermutlich überwiegend weiblichen Zuhörerschaft? „Schweinigelei“? Ich breche zusammen. Ein Wort wie aus einem Lederhosenspeckfilm mit Frotteeschlüppi, buschiger Körperbehaarung und Sascha Hehn. In ihrem Artikel offenbart sie uns ihre glühende Verehrung für den angejahrten Troubadouren, dessen voller Bariton sie wohl noch immer regelmäßig in die Nähe von harten Gegenständen treibt. Zwecks Reibung. Ich warte auf eine Auflösung, eine bahnbrechende Pointe, einen erlösenden Lacher. Fehlanzeige, das alles ist bitterer Ernst. Eine solche Buchbesprechung ist mir noch selten in die Hände geraten und noch nie bei dem selbsternannten Hamburger Nachrichtenmagazin. Aber irgendwie ist das ja auch schön und niedlich und ganz schön niedlich und nachdem ich neulich bereits irgendwo nachlesen durfte, dass der Herr Kaiser auch ein „best homie“ unseres Bundespräsidenten Steinmeier ist ahne ich nicht nur langsam, in welch desolatem Zustand sich unsere Nation tatsächlich zu befinden scheint auf ihrem Schlagermove in die Bedeutungslosigkeit des unteren Mittelmaßes.

Bruno SchulzComment