political correctness.

Demi Lovato setzt sich für mehr politische Korrektheit ein – auch gegenüber Außerirdischen. Die Bezeichnung „Aliens“ sei beleidigend und deshalb schlage der Popstar vor, diese künftig fairnesshalber eben als Ausserirdische zu bezeichnen. Geht klar.

„Während ihrer Party sei „etwas direkt über uns am Himmel“ auftaucht, das „riesige Lichter“ gehabt habe und „fast wie ein Fragezeichen“ ausgesehen habe.“

Liebe Demi,

lass Dir versichern, das ist absolut nichts Ungewöhnliches, wie mich bereits vor vielen Jahren ein entfernter Bekannter regelmäßig aufzuklären bemüht war. In unserer kleinen Stadt Bad Kreuznach in Mittelerde gab es vor langer Zeit eine Kneipe mit dem atmosphärischen Titel „Leierkasten“. Dieser Name war Programm, denn ein nicht unerheblicher Teil seiner Gäste war Teil eines Langzeitexperiments über die Auswirkungen von Cannabisprodukten auf diverse Hirnfunktionen, wie beispielsweise das Kurzzeitgedächtnis. Und ein recht frühes Ergebnis war die systematische Frequenzerhöhung szenetypischer Narrative: „Habe ich Dir eigentlich schon mal erzählt …“ „Ja, gerade erst vorhin.“ „Wirklich? Interessant. Genau darüber muss ich Dir unbedingt etwas berichten.“ „…“

Viele hatten lange Haare, hörten satanische Musik, rauchten Heroin und spritzten Haschisch, ich erinnere mich nicht mehr so genau, mein Gedächtnis macht mir inzwischen schwer zu schaffen. Altersbedingt. Ganz bestimmt.

Der entfernte Bekannte war einer der buntesten Protagonisten und selbst lange fleischgewordenes Lokalkolorit. Er lebte zwischenzeitlich in den sanitären Anlagen von „Mos Eisley“ und hat inzwischen vermutlich längst von seinem Recht auf Ableben Gebrauch gemacht. Nunja, meine Geschichte ist ziemlich genau zweiundvierzig Jahre alt. Mehr als ein halbes Menschenleben.

Er engagierte sich als Freiwilliger für die Fortschritte der Naturwissenschaften zusätzlich und ohne jede Rücksicht auf die eigene Gesundheit und alle persönlichen Konsequenzen in einer Art pharmakologischem Feldversuch zu psychoaktiven Substanzen bei konsequenter Überdosierung.

Konservative Gemüter wollten das zynisch als Betäubungsmittelabusus deklarieren. Ein weiteres Zeugnis ihrer entwicklungsverzögernden Vergangenheitsorientierung. Es hat sich nur wenig seither verändert. Wir alle leben in einer Art Murmeltierschleife. Bis auf die Verteilung von nur scheinbar selbstverwalteten Humanschnittstellen zum „System“, den Smartphones und Fa*ebook natürlich, der Mutter der Matrix.

Mein Bekannter jedenfalls, um auf diesen Teil der Geschichte zurückzukommen - mein Erinnerungsvermögen funktioniert doch noch besser, als ich dachte - verstand es, mir hin und wieder täglich konspirativ zuzuraunen, dass er mir ein Geheimnis anvertrauen müsse. Was er nicht ahnte war dass ich bereits ahnte, mit diesem Geheimwissen zum Teil einer mittelgroßen Geheimloge von höchstens dreissig oder vierzig Personen zeitgleich im Raum heranzureifen. Ich ließ ihn aber ab und zu gewähren, da ich von Zeit zu Zeit Gefallen an den Varianten seiner Ausschmückungen Gefallen finden konnte, denn die waren oft phantasiereicher, als die meisten anderen Selbstvermarktungsmonologe am Tresen mit dem Fortschreiten der Stunden.

Und sein Tatsachenbericht ging so: Er und nur ein weiterer Mann in ganz Europa, dessen Namen er aber nicht kenne, würden regelmäßig von Außerirdischen abgeholt werden, die zu diesem Zweck einen nur vermeintlichen Fernsehturm, versteckt in einem hügeligen Waldstück nahe unseres Klein- und Mittelzentrums gelegen, als Weltraumbahnhof ausgebaut hätten. Dramaturgische Pause, weitgeöffnete Augen, ein Schluck spendiertes Bier. Er empfange Signale, die stärker würden, wenn der Zeitpunkt wieder näherkäme. Signale. Eigentlich dürfe ich das alles gar nicht wissen. Aber ich könne ja Dinge für mich behalten. Ganz wie er selbst. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Pssst.

Die Reisen schienen nicht ungefährlich zu sein, denn eines Tages war nur seine körperliche Hülle zurückgekehrt. Heute wissen wir, dass ganz viele Menschen in unserer Gesellschaft sein Schicksal teilen und nur noch mit Grundreflexen ausgestattet ihren Alltag meistern. Schaut Euch nur um und ihr werdet sie erkennen. Wenn Ihr noch könnt.

Was ich damit sagen will, liebe Demi? Na, gib auf Dich acht. Sei vorsichtig auf Deiner pharmakologischen Reise und mit den Gegenständen die Du siehst. Mir wurde schon damals sachkundig versichert: das ist alles echt und kein Spielzeug, „ich schwörs“.

Bon voyage.

Bruno SchulzComment