„Au revoir Bébel“

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„Au revoir Bébel“, Held meiner Jugend.

Es gibt jede Menge Nekrologe in den sozialen Medien, die ich ziemlich beknackt finde. Und das ist noch vorsichtig formuliert. Es steht auch mir überhaupt nicht zu, Belmondo einen steinerweichenden Nachruf nachzujaulen, das Oeuvre des Meisters abzuzirkeln oder noch einmal meinen ausgezeichneten Geschmack heraushängen zu lassen, indem ich Filmkritiken paraphrasiere, die inzwischen selbst zu Klassikern heranreifen durften.

Darum erinnere ich mich lieber und noch immer mit großer Freude an einen der ersten Filme, die ich zuhause sehen durfte und Belmondo war mein Held darin: „L’homme de Rio“ - Abenteuer in Rio aus dem Jahr 1964. Ein echtes Abenteuer aus der großen Zeit des europäischen Kinos und mir war damals sofort klar: wenn ich einmal groß bin, will ich die Welt bereisen. Ich kann nicht an zwei Händen abzählen, wie oft ich mir das Ding in meiner Jugend angeschaut habe. Und natürlich gefällt er mir immer noch und nicht nur aus melancholischen Aspekten. Da bleib ich unbekümmert ehrlich.

Belmondo ist nicht eben als Quelle vergeistigter Aphorismen berühmt geworden und doch gefällt mir eines seiner Bonmots ausgesprochen gut:

„Die meisten Menschen sind unglücklich, weil sie vom Glück zu viel verlangen.“

Im Rückblick auf sein „Abenteuer in Rio“ passe ich das ein bisschen für mich an: „… weil sie vom Glück das Falsche verlangen“. Ich denke noch immer an das rosafarbene Cabriolet mit den dunkelgrünen Sternen und gewinne eine Ahnung davon, was gute Filme mit einem machen können, wenn man sie nur wirklich lässt. Und wenn es Klamauk ist, so macht das gar nichts.

Und was heisst schon Klamauk? Eine intensivere zeitgenössische Darstellung der großartigen Architekturen des brasilianischen Ausnahmekönners Oscar Niemeyer im internationalen Film ist mir nicht bekannt. Ganz beiläufig. Einfach so. Auch das hat mich früh angesteckt.

Vielleicht ist es der Größenwahn, der mir so gut an ihm gefiel und gefällt und immer gefallen wird, denn zum Glück bleiben mir die Filme ja erhalten.

Bruno SchulzComment